Gabelentz

Материал из Коми лингвистика

Х. К. фон Габеленцлӧн коми грамматика (1841).

GRUNDZÜGE
der
syrjänischen
GRAMMATIK
von
H. C. v. d. Gabelentz.

Altenbnrg,
Verlag von H. A. Pierer.
1841.

INHALT

Seite
Einleitung.............................................1
ERSTES KAPITEL.
Lautlehre..............................................3
ZWEITES KAPITEL.
Formenlehre............................................6
I.	Declination.....................................—
II.	Adjectivum......................................13
III.	Zahlwort.......................................14
IV.	Pronomen.......................................15
V.	Verbum.........................................22
VI.	Postpositionen.................................33
VII.	Adverbia................................42
VIII.	Conjunctionen................................44
IX.	Interjectionen...............................46.
DRlTTES KAPITEL.
Wortbildung.
I.	Ableitung.......................................47
A.	Substantiva..................................—
B.	Adjectiva ..................................48
C.	Adverbia................. 49
D.	Verba........................................—
II.	Zusammensetzung	 52
VIERTES KAPITEL.
Wortfügung.
I.	Von den Casus.....................................53
II.	Vom Numerus......................................61
III.	Vom Adjectivum.....................................—
IV.	Vom Pronomen......................................62
V.	Von den Verbulformen .............................63
VI.	Von den HüIfszeitwörtern.........................T2
VII.	Von der Wortstellung..............................11

GRUNDZÜGE der syrjänischen Grammatik.

EINLEITUNG.

Das Syrjänische bildet mit dem Permischen und Wotjakischen eine besondere Klasse des Finnischen Sprachstamms. Es zerfällt in vier Hauptdialecte: den Ustsüssolschen, den oberen Wüjtschegodschen, den Jarenschen und den Udorschen. Die drei erstgenannten unterscheiden sich nur wenig von einander, aber der letzte weicht mehr ab und wird für den gröbsten gehalten. Diesen letzten Dialect behandelt die im Jahre 1813 in St. Petersburg von einem gewissen Flörow herausgegebene syrjänische Grammatik, die das Werk eines syrjänischen Seminaristen seyn soll und übrigens sehr dürftig und mangelhaft abgefasst ist. Im Ustsüssolchen Dialect aber ist die im Jahre 1823 in St. Petersburg erschienene Uebersetzung des Evang. Matthäi verfasst, welche Sjögren, der gelehrte Kenner der finnischen Sprachen, in seiner sogleich zu erwähnenden Schrift als eine der gelungensten Ueber-[2↓]setzungen bezeichnet, die durch die rühmliche Wirksamkeit der Bibelgesellschaften zu Tage gefördert worden, an der man nichts, als etwa einige unbedeutende Inconsequenzen in der Orthographie und vielleicht einige ohne Noth gebrauchte Russicismen tadeln kann. Der Hauptverfasser dieser Uebersetzung ist der Protojerej zu Ustsüssolsk Alexander Schergin. Von demselben hat man auch eine syrjänische Anweisung zur Schutzpockenimpfung (St. Petersburg 1815). Sjögren hat diesen Dialect in seiner gehaltvollen Abhandlung über den grammatischen Bau der syrjänischen Sprache mit Rücksicht auf die finnische (gelesen in der Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg, den 20. Jan. 1830 und abgedruckt in deren Mémoire, sixième série. Tome I. 1832. p. 149-169) zu Grunde gelegt, und darin bereits mit sicherer Hand die Umrisse einer syrjänischen, Grammatik gezeichnet, so dass ich nach sorgfältiger Vergleichung der oberwähnten Evangelienübersetzung nur wenig Punkte gefunden habe, in welchen ich von seiner Ansicht abzuweichen veranlasst bin. Da er sich jedoch in den Grenzen einer akademischen Abhandlung gehalten und daher Alles mehr angedeutet, als ausgeführt, manche Partien auch fast ganz übergangen hat, so kann jene Abhandlung, gewiss selbst im Sinn ihres Verfassers, keineswegs als eine vollständige syrjänische Sprachlehre gelten, vielmehr hat eine solche bis jetzt noch immer gefehlt. Indem ich diese Lücke in der Kunde des finnischen Sprach-[3↓]stamms gegenwärtig zu ergänzen suche, werde ich zwar den Ustsüssolschen Dialect dabei vorzugsweise im Auge haben, jedoch die Abweichungen des Udorschen sorgfältig angeben, und auch hie und da Gelegenheit nehmen, durch Vergleichung der wenigen mir zugänglichen Notizen über die permische Sprache das Verhältniss dieser zu der syrjänischen festzustellen.

ERSTES KAPITEL. Lautlehre

Der heilige Stephanus, der Apostel der Syrjänen, hat ein besonderes Alphabet für diese Sprache erfunden. Dasselbe ist jedoch gegenwärtig gänzlich ausser Gebrauch gekommen, und man bedient sich anstatt dessen, der russischen Buchstaben, mit welchen sowohl die Flörowsche Grammatik, als auch das Matthäusevangelium gedruckt ist. Sjögren hat dafür die lateinische Schrift angewandt, was wir hier der Bequemlichkeit halber beibehalten wollen. Damit kann folgendes Alphabet für das Syrjänische aufgestellt werden:

a, ä, b, ch, d, dz, dsh, e, g, i, j, k, l, m, n, o, ö, p, r, s, sh, sch, t, tz, tsch, u, v, y, z (weiches s). [4↓]

Das Syrjänische duldet, wie die meisten Sprachen dieses Stammes, eigentlich nicht zwei oder mehrere Consonanten am Anfänge eines Worts; wo sie Vorkommen, wie in blagöslövitny danken, vrag der Feind, grech Sünde, prittschä Gleichniss, ströiba Gebäude u. s. w., da kann man mit Sicherheit annehmen, dass dies fremde (aus dem Russischen entlehnte) Wörter sind.

Von den Consonanten werden vorzüglich s und tsch öfters mit einander verwechselt, z. B. tatse, tattsche hier, setse, settsche dort, velödsiny, velödtschiny lernen, vittschisiny, vitsisiny warten, tödsiny, tödtschiny erkannt werden, und andre Verba mit Medial- oder Passiv-Bedeutung auf siny, tschiny.

Eine fernere Verwechslung findet zwischen d und t statt, vorzüglich wenn s oder tsch darauf folgt, wodurch das ursprünglich weiche d verhärtet wird, z. B. dyri, tyri während, vodtschä, vottschä wieder, entgegen, bydsön, bytsön alle, ganz, ordsö, ortsö hinaus.

Eigenthümlich ist der Uebergang des l in v, welcher stets dann statt findet, wenn l am Ende eines Worts oder einer Sylbe stehn würde, z. B. vistala ich spreche, vistavny sprechen, kolö es muss, oz kov es muss nicht, jylys wegen, jyvsyd (st. jylsyd) deinetwegen, lov der Geist, gen. lovlön, acc. lolös, vyv auf, vylö über u. s. w. Diese Regel wird bei der Declination und Conjugation ihre Anwendung und weitere Ausführung finden.[5↓]

Die Vocale sind bei einer noch nicht durch die Schrift fixirten Sprache überhaupt leichter der Vertauschung und Verderbniss ausgesetzt, als die starreren Consonanten; daher mag es gekommen seyn, dass in der sonst sorgfältig gearbeiteten Bibelübersetzung hinsichtlich des Gebrauchs gewisser Vocale ein Schwanken wahrnehmbar ist, das eines im Wesen der Sprache liegenden tieferen Grundes zu entbehren scheint. Ohne daher auch länger dabei zu verweilen, will ich es nur an einigen Beispielen darthun: setön, sötön dort, setschem, setschöm ein solcher, ljok, ljök bös, tödny, todny wissen, schondy, schöndy Sonne, tschjukör, tschjukar Versammlung, Heerde, tschushöm, tschjushöm, Angesicht, dinö, dynö zu, kody, kodi welcher u. s. w.

Die in den meisten übrigen Sprachen dieses Stammes vorherrschende Eintheilung der Vocale in weiche und harte ist in der Syrjänischen fast gänzlich verschwunden, indem die meisten Formen- und Bildungssylben gleichmässig an alle Wörter gehängt werden, welcher auch der Stammvocal derselben seyn mag. Nur folgende Ausnahmen scheinen jenem Princip der Vocalharmonie ihren Ursprung zu verdanken:

1) Bei der Casusbildung nehmen die auf i oder j ausgehenden Wörter in den Endungen, wo sonst ein ö unmittelbar an den Stamm des Worts tritt, statt desselben gewöhnlich ein e an, z. B. batj der Vater, acc. batjes; tui der Weg, transit. tujed, illat. tuje; ki die Hand, instr. kien.[6↓]

2) Bei der Conjugation findet sich etwas Aehnliches bei allen Zeitwörtern, welche s, z, tsch oder j vor der Endung haben, bei denen das ö der Endung in e, a in ä und y in i verwandelt wird, z. B. vajny tragen, vaje er trägt, korsny suchen, korsä ich suche, korsän du suchst, korse er sucht, korsis er suchte, adziny sehn, adze er sieht, adzis er sah, vötschny machen, bauen, vötschis er baute u. s. w.

ZWEITES KAPITEL. Formenlehre

I. Declination.

Sjögren nimmt dreizehn Casus an: Nominativ, Vocativ, Accusativ, Dativ, Genitiv, Possessiv, Illativ, Elativ, Ablativ, Locativ, Instrumentalis, Secutiv und Negativ. Allein der Vocativ scheint daraus wegfallen zu müssen, wogegen in der Evangelienübersetzung noch ein andrer Casus sich findet, welchen ich Terminativ nennen will. Auch scheint der Locativ passender durch Inessiv, der Secutiv durch Transitiv, der Negativ durch Caritiv bezeichnet zu werden.

[7↓] In der Udorschen Grammatik sind nur 6 Casus angenommen, Nom., Gen., Dat., Acc., Voc. und Instr., jedenfalls aus Unkunde oder Unbeholfenheit des Verfassers, denn die Endungen mehrerer anderer sind unter den Postpositionen aufgeführt, oder es finden sich sonst noch die deutlichen Spuren davon, so dass kaum zu bezweifeln ist, dass auch die übrigen in jenem Dialect vorhanden sind.

Der Nominativ zeigt den blossen Stamm des Worts und kann sowohl consonantisch als vocalisch auslauten, z. B. mort der Mensch, jen Gott, kyv das Wort, lun der Tag, voj die Nacht, pasköm das Kleid, va das Wasser, mu die Erde, ki die Hand u. s. w.

Dem Vocativ giebt Sjögren die Endung ö oder e, die Udorsche Grammatik ö oder o; allerdings kommen Vocative mit jenen Endungen in dem Evangelium vor, z. B. piö o Sohn, batje o Vater, drugö o Freund, allein eben so häufig findet man anstatt dessen den Nominativ, wie pi, drug, jen, tzar o König, sluga Knecht u. s. w. und es scheint daher jenes ö (e) nur eine das Rufen andeutende Partikel zu seyn, welche auch sonst als Bezeichnung der Frage sehr häufig den Wörtern angehängt wird, der Vocativ also, als besondre Form, nicht in die syrjänische Grammatik zu gehören.

Der Accusativ hat die Endung ös oder es; die von Sjögren noch aufgestellte Form e habe ich nicht gefunden. Diese Endung erhalten jedoch nur diejeni-[8↓]gen Substantiva, welche ein lebendes Wesen bedeuten, bei den übrigen ist der Acc. dem Nom. gleich, also piös den Sohn, mamös die Mutter, verösös den Ehemann, kagaös das Kind, vokös den Bruder, oslitzaös die Eselin, zmejös die Schlange, jözös das Volk, batjes den Vater, vidzises den Hirten, aber nim den Namen, kodzjuv den Stern, zarni das Gold, pasköm das Kleid, jursi das Haar, mu die Erde, ki die Hand.

Der Dativ bat die Endung ly, z. B. jenly, vokly, batjly, slugaly, muly, karly (von kar die Stadt), bily (von bi das Feuer).

Die Endung des Genitiv ist lön, z. B. pilön des Sohnes, jenlön Gottes, mulön der Erde, lovlön des Geistes, virlön des Blutes, gortlön des Hauses.

Der Possessiv endigt auf lys: jenlys Gottes, kagalys des Kindes, jözlys des Volkes, nebesalys des Himmels, tschudesalys des Wunders. In der Udorschen Gramm. ist diese Endung auch angeführt (§. 50 Anm. 2), jedoch auf Personen beschränkt; die beiden zuletzt von mir angeführten Beispiele scheinen aber zu beweisen, dass sie auch bei Sachen vorkommt.

Der Illativ endigt auf ö, e: muö in das Land, biö in das Feuer, vaö in das Wasser, karö in die Stadt, tschasö zu der Stunde, pöraö zu der Zeit, tuje auf den Weg, sovdoze in das Salzfass, voje in der Nacht. Auch dieser Casus findet sich im Udorschen als Postposition ö und in den Endungen der [9↓] Postpositionen ordö zu (eigentlich: in das Haus), vylö an, auf.

Der Elativ hat die Endung ys: lögys aus dem Zorne, vays aus dem Wasser, vomys aus dem Munde, karys aus der Stadt, jözys aus dem Volke, jurys aus dem Kopfe. Diese Endung existirt auch im Udorschen, wie nicht nur die Postpositionen ys aus, ordys von (aus dem Hause), vylys von, beweisen, sondern auch die §.51 gegebene Regel, dass nach dem Comparativ das verglichene Substantiv die Postposition ys bei sich hat, z. B. jugydtschyk schongejys heller als die Sonne.

Die Endung des Ablativ ist sänj: götyrsänj von der Frau, batjsänj von dem Vater, sjölömsänj von dem Herzen, lunsänj von dem Tage.

Der Locativ oder Inessiv hat die Endung yn (n), z. B. karyn in der Stadt, kiyn in der Hand, tölyn im Winter, vojyn oder voin in der Nacht, muyn in dem Lande, ordyn in dem Hause. Im Udorschen findet sich dieser Casus als Postposition yn, und als Endung der Postpositionen ordyn bei, vylyn auf.

Der Instrumentalis endigt auf ön, en: schuömön durch die Rede, vaön mit Wasser, biön mit Feuer, kokön mit dem Fusse, kien, kiön mit der Hand, batjen mit dem Vater, tujen auf dem Wege.

Die Endung des Transitiv ist öd, ed: karöd durch die Stadt, vomöd durch den Mund, moreöd durch das Meer, kosöd über das Land, tujed über (auf) den Weg. [10↓]

Der Terminativ endigt auf ödz, edz (Udorisch: ötsch): muödz bis auf die Erde, pomödz bis ans Ende, lunödz bis zu dem Tage, virödz bis zum Blute, tschasedz bis zur Stunde.

Der Caritiv oder Negativ bat die Endung tög: batjtög ohne dem Vater, vidzistög ohne Hirten, prittschätög ohne Gleichniss, petschaltög ohne Sorgen.

Der Pluralis wird bei allen Substantiven auf gleiche Weise durch die Sylbe jas gebildet, z. B. kijas die Hände, mortjas die Menschen, tövjas die Winde, gujas die Höhlen, kyvjas die Worte, velödtschisjas die Schüler, Jünger, nänjas die Brode, izjas die Steine. Im Udorschen wird dafür jös gebraucht, z. B. kijös, mortjös. Die Casusendungen werden diesen so gebildeten Pluralformen angehängt, z. B. acc. vokjasös die Brüder, dat. vokjasly den Brüdern u. s. w.

Hiernach kann man folgendes Schema für die Declination aufstellen.

Singularis.
Nom. mort der Mensch ki die Hand
Acc. mortös ki
Dat. mortly kily
Gen. mortlön kilön
Poss. mortlys kilys
III. mortö kiö
Elat. mortys kiys
Abl. mortsänj kisänj
Iness. mortyn kiyn
Instr. mortön kien [11↓]
Trans. mortöd kied
Term. mortödz kiedz
Car. morttög kitög
Pluralis.
Nom. mortjas kijas
Acc. mortjasös kijas
Dat. mortjasly kijasly
Gen. mortjaslön kijaslön
Poss. mortjaslys kijaslys
Ill. mortjasö kijasö
Elat. mortjasys kijasys
Abl. mortjassänj kijassänj
Iness. mortjasyn kijasyn
Instr. mortjasön kijasön
Trans. mortjasöd kijasöd
Term. mortjasödz kijasödz
Car. mortjastög kijastög.

Anm. 1. Die Substantiva, welche im Nominativ auf v endigen, verändern dieses in allen den Casus, wo ein Vocal unmittelbar darauf folgen würde, in l z. B. nyv die Tochter, lov der Geist, töv der Wind, acc. nylös (lov, töv), illat. nylö, lolö, tölö, elat. nylys, lolys, tölys, iness. nylyn, lolyn, tölyn, instr. nylön, lolön, tölön u. s. w.

Anm. 2. Die Wörter jen Gott und sin Auge schieben vor die mit Vocalen beginnenden Casusendungen im Singularis ein m ein, z. B. acc. jenmös, elat. sinmys, instr. jenmön, sinmön. Aus der Vergleichung der verwandten Sprachen er-[12]giebt sich, dass dies m ursprünglich dem Stamm des Wortes angehört hat und nur im Nominativ und vor einem Consonanten weggefallen ist.

Anm. 3. Die Permische Declination kommt der Syrjänischen ziemlich gleich. In der von Popow bearbeiteten (Mithridates IV, 227 angeführten) Grammatik sind zwar nur fünf Casus, Nominativ, Genitiv, Dativ, Accusativ und Ablativ (Instrumentalis) angenommen und ist dafür folgendes Schema gegeben:

Sing. Plur.
Nom. karta das Haus kartaes
Gen. kartalen kartaeslen
Dat. kartale kartaesle
Acc. (kartaes) kartaes (kartaeses)
Abl. kartaen kartaesen

allein in der dort angeführten Vaterunserformel finden sich noch mehrere Casus, z. B. Inessiv: kümerün in dem Himmel, kümeresün in den Himmeln, Possessiv: mianlüs unser, vielleicht auch Illativ: perejästez in Versuchung. Die Uebereinstimmung aller dieser Endungen (mit alleiniger Ausnahme der letzten) mit der syrjänischen Declination ist augenfällig, und es kann daraus wohl auch auf das Dasein der übrigen, nicht zu belegenden Casus geschlossen werden. [13↓]

II. Adjectivum.

Das Adjectivum bildet in den Fällen, wo es überhaupt flectirt wird, seine Casus ganz wie das Substantivum, z. B. acc. burös den guten, die gute, das gute, sjödös den schwarzen, jedschydös den weissen, dat. burly, gen. burlön u. s. w.

Im Pluralis hat es aber die Endung ösj statt jas, z. B. burösj die guten, ljökösj die bösen, jöjösj die dummen, vermytömösj die schwachen, schudaösj die seligen. Sobald jedoch ein Adjectivum in substantivischer Bedeutung steht, so nimmt es auch die Endung jas an, z. B. ydshydjas die Grossen, ljökjas die Bösen, sintömjas die Blinden, unajas die Vielen, burjas die Guten, vashjas die Alten.

Der Comparativ wird durch die Endung dshyk oder shyk gebildet, z. B. itschet klein, itschetdshyk kleiner, ulö niedrig, ulödshyk niedriger, ydshyd gross, ydshydshyk, bur gut, burdshyk oder burshyk, koknid leicht, koknidshyk, dona kostbar, donadshyk, una viel, undshyk oder unshyk, omölj schlimm, omöljshyk, sjökyd schwer, sjökydshyk. Im Udorschen steht dafür tschyk, z. B. lösjyd schön, lösjydtschyk.

Der Superlativ hat keine besondere Form, sondern wird entweder durch den Comparativ, oder durch die Partikel zev sehr, mit dem Positiv gegeben, z. B. zev musa sehr lieb. Anstatt letzterer steht auch zuweilen med, z. B. medbörä der letzte, medvodzä der vorderste, erste, medydshyd der grösste. [14↓]

III. Zahlwort.

Die Cardinalzahlen sind folgende:

1 ötik 20 kyzj
2 kyk 30 komyn (Udor: komyz)
3 kujm 40 neljamyn (- neljamys)
4 njolj 50 vitymyn ? ( - vitömys) .
5 vit 60 kvajtymyn (- kvajtömys)
6 kvajt 70 sizimdas
7 sizim 80 kökjamysdas
8 kökjamys 90 ökmysdas
9 ökmys 100 sjo
10 das 1000 sjurs
11 dasötik 4000 njolj sjurs
12 daskyk 10000 das sjurs

Bei den zwischen den Zehnern inneliegenden Zahlen wird der Zehner voran, der Einer ohne Verbindungspartikel nachgesetzt, z. B. 14 dasnjolj, 99 ökmysdas ökmys.

Die Zahlwörter können declinirt werden: ötik, ötikös, ötikly u. s. w. (Permisch: etik, etikes, etikle u. s. w.).

Die Ordinalzahlen werden von den Cardinalzahlen durch die Endung öd, ed abgeleitet, mit Ausnahme von medvodzä der erste, möd der andre, zweite. Die übrigen heissen: kojmöd, njoljed, vitöd, kvajtöd, sizimöd u. s. w.

Die Cardinalzahlen erhalten die Endung nan, wenn sie eine bestimmte zusammengehörende Menge bezeichnen, z. B. kyknan beide, njolnan alle vier, daskyknan alle zwölf.

[15↓] Distributiva werden durch die Instrumentalendung der Cardinalzahlen ausgedrückt: kykön je zwei, kujmön je drei.

Proportionalia werden durch myda, mynda bezeichnet: kykmynda zweifach, komynmyda dreissigfach, kvajtymynmyda sechzigfach, sjomynda hundertfach. Ebenso wird auch myjmynda wieviel, symynda oder symyda soviel, gebildet.

Iterativa werden durch den Elativ der Kardinalzahlen ausgedrückt: kujmys dreimal, sizimys siebenmal, unays vielmal, kymynys wievielmal.

Ebenso werden Temporalia durch den Elativ der Ordinalzahlen bezeichnet: mödys zum zweiten Mal, kojmödys zum dritten Mal.

IV. Pronomen.

Die persönlichen Pronomina sind me ich, te du, syja (syje, sy), er, sie, es, mi wir, ti ihr, naja, nyja (seltener syjajas) sie. Von der mit Ausnahme einiger Casus dem Substantivum analog gebildeten Declination ist Folgendes belegbar.

Singularis
Nom. me te syja (syje), sy
Acc. menö tenö syjes, syje (Ud. syjö)
Dat. menym tenyd, ted syly
Gen. menam tenad sylön
Poss. mensim tensid sylys
Etat. meys teys syys
[16↓] Abl. mesänj tesänj sysänj
Iness. syyn
Instr. (Ud. meön) (Ud. teön) syjen (Ud. syjön)
Pluralis
Nom. mi ti naja, nyja (Ud. syjajös)
Acc. mijanös (Ud. miandö) tijanös, tyjanös (Ud. tiandö) najaös, nyjaös (syjajasös, Ud. syjöstö)
Dat. mijanly tijanly, tyjanly najaly, naly (Ud. syjösly)
Gen. mijan tijan najalön, nalön (Ud. syjöslön)
Poss. mijanlys tijanlys najalys, nalys
Illat. tijanö
Elat. tijanys najays
Abl. najasänj
Iness. tijanyn
Instr. (Ud. mianön) (Ud. tianön) najaön (syjejasön)
Term. mijanödz

Anm. Die permischen Pronomina sind me ich, te du, süja er, mü (mie) wir, tüe ihr, nüja sie. Die Declination stimmt mit der syrjänischen ziemlich überein, z. B. mie wir, acc. mianes, dat. mianle, gen. mian, poss. mianlüs. Wenn in der Vaterunserformel (Mithrid. IV. 229) zweimal menat für „dein“ vorkommt, so ist dies vielleicht ein Schreib- oder Lesefehler für tenat, da m und t in russischer Schrift leicht verwechselt werden können.

Der Genitiv und Possessiv des persönlichen Pronomen wird als Pronomen possessivum gebraucht: menam, mensim mein, tenad, tensid dein, sylön, sylys [17↓]sein, mijan, mijanlys, unser, tijan, tijanlys, euer, najalön, najalys ihr.

Ausserdem besitzt die syrjänische Sprache auch noch, gleich den übrigen des finnischen Stamms, Pronominalsuffixe, welche die Stelle des Pronom. poss. vertreten. Sie scheinen jedoch schon ziemlich ausser Gebrauch gekommen zu seyn, und werden in der Evangelienübersetzung für die erste Person gar nicht mehr, für die zweite und dritte nur selten angewendet. Die vorhandenen Beispiele liefern folgende Formen :

Singularis. Pluralis.
2. Pers. 3. Pers. 2. Pers. 3. Pers.
Nom. —yd —ys —nyd, —yd —nys, —ys
Acc. —tö —sö —tö —nysö, —sö
Dat. —ysly
Ill. —ad —as —anyd
Abl. —sänys —sänys
Innes. —nad —nas —nanyd, —nad —nanys
Instr. —nad —nas —nanys, —nas
Trans. —ödys
Term. —ödzys.

Z. B.

Singularis 2. Pers. sjorniyd deine Rede, koktö deinen Fuss, batjtö deinen Vater, mamtö deine Mutter, schujgaladorad an deiner linken Seite, kinad mit deiner Hand, koknad mit deinem Fusse, sinnad in deinem Auge.

3. Pers. piys sein Sohn, nylys seine Tochter, gortsajassys seine Hausgenossen, voksö seinen Bru-[18↓]der, jursö seinen Kopf, pisö seinen Sohn, lunas an seinem Tage, kyrymas in seine Hand, juras an seinen Kopf, dorsänys von seiner Seite, sjölömnas in seinem Herzen, kinas mit seiner Hand, kiödys an seiner Hand.

Pluralis 2. Pers. pytschkösnyd euer Inneres, pijanjasyd eure Kinder, lolyd euer Leben, lovtö eure Seele (acc.,), sjölömjasnanyd in euren Herzen, pelnad in eurem Ohre.

3. Pers. pytschkösjasys ihr Inneres, sinjasys ihre Augen, batjnysö ihren Vater, kyrymjassö ihre Hände, jurjassö ihre Köpfe, jözysly ihrer Menge, ortsysänys von ihrem Aeusseren, pytschkösnanys in ihrem Innern, sjölömnanys in ihrem Herzen, sinjasnas mit ihren Augen, peljasnas mit ihren Ohren, tschjunnanys mit ihrem Finger, sizimödödzys bis zum siebenten derselben.

Anm. 1. Eine vollständigere Uebersicht der Pronominalsuffixe ergiebt sich aus dem unten zu erwähnenden as selbst, atschim ich selbst etc., welches auch die Formen der ersten Person noch aufbewahrt bat.

Anm. 2. Bei Substantiven, in Verbindung mit Postpositionen wird entweder das Suffix zwischen Substantiv und Postposition eingeschoben, z. B. vokydköd mit deinem Bruder, velödtschisjasysköd mit seinen Jüngern, velödtschisjasysdynö zu seinen Jüngern; oder es wird der [19↓] Postposition angehängt, deren Casusform dann auch die Form des Suffixes bestimmt, z. B. turynjyvsyd in Betreff deines Krautes (v. jylys), dumvylad in deinem Sinn (v. vylö), kokvylas an seine Füsse.

Anm. 3. Auch im Permischen scheinen diese Suffixe nicht zu mangeln; wenigstens findet sich in der mehrerwähnten V. U. Formel nimst (nimüt?) dein Name, veskütüt dein Reich, umelesnümes unsere Bosheiten. Letzteres ist folgendermassen gebildet: umel (syrj. omölj) das Böse, plur. umeles, dazu das Suffix der 1. Pers. plur. nüm: umelesnüm und endlich die Accusativendung es: umelesnümes.

Anstatt des Pronomen personale und possessivum wird sehr häufig das Pron. reflexivum as eigen, selbst, atschim, atschid, atschis ich, du, er selbst gebraucht. Ersteres ist für alle Personen unveränderlich, wenn es aber mit Postpositionen verbunden ist, so erhalten diese gewöhnlich das Pronominalsuffix; z. B. Rachil bördö as tschelädvösna Rachel weint über ihre Kinder M. 2, 18. muvylyn tzarjas kodjaslys bostöny votjas? as pijanlys ili jözlys? Von wem nehmen die Könige auf der Erde die Zölle? Von ihren Kindern oder von dem Volke? 17, 25. nuöd asködyd jeschtsche ötikös libö kykös, nimm noch Einen oder Zwei mit dir 18, 16. adzis she asgögörys una jöz, er sah aber viel Volk um sich 8, 18. asködnyd en bostö ni zarni ni ezys, [20↓] nehmt mit euch weder Gold noch Silber 10, 9. naja artalysny askostanys, sie dachten untereinander 21, 25. en pondö schuny askostyn, ihr sollt nicht untereinander sagen 3, 9. naja dumajtysny as keshyn, sie meinten unter einander 16, 7.

Atschim, atschid, atschis wird in folgender Weise declinirt.

Singularis.
Nom. atschim (Ud. atschjym) atschid (Ud. atschjyd) atschis (Ud. atschjys)
Acc. — (Ud. atschjymös) astö (Ud. atschtö) assö (Ud. atschsö)
Dat. aslym aslyd aslys
Gen. aslam aslad aslas
Poss. assim (Ud. assjym) assid (Ud. assjyd) assis (Ud. assjys)
Instr. — (Ud. atschjymön) asnad (Ud. atschjydön) — (Ud. atschsön)
Pluralis.
Nom. asnym ? asnyd asnys
Acc. — (Ud. atschnymös) asnytö (Ud. atschnydö) asnysö (Ud. atschnysö)
Dat. aslynym aslynyd aslynys
Gen. aslanym aslanyd aslanys
Poss. assinym ? (Ud. assjynym) assinyd (Ud. assjynyd) assinys (Ud. assjynys)
Instr. (Ud. atschnymön atschnanyd atschnanys).

Für die übrigen Casus fehlen die Belege. Als Pronomen demonstrativum wird ausser dem Pronom. der 3. Pers. noch taje, taja dieser, acc. taje, elat. tays, plur. taja, tajejas gebraucht. [21↓]

Das Relativum und Interrogativum ist kody, kodi (permisch kodja), welcher, wer, myi was. Die Declination ist regelmässig:

Singularis. Pluralis.
Nom. kody, kodi, kod myj kodjas
Acc. kodös rnyj kodjasös
Dat. kodly
Gen. kodlön
Poss. kodlys kodjaslys
Elat.
Abl. kodsänj
Iness. kodyn kodjasyn
Instr. kodön myjen kodjasön.

Unter die Pronomina ist noch zu rechnen:

  • kutschöm was für ein, plur. kutschömösj oder kutschömjas.
  • setschöm ein solcher, plur. setschömösj oder setschömjas.
  • tatschöm ein solcher.
  • syja she derselbe.

Durch Anhängung der Partikel (wenn) an die Fragpronomina werden die unbestimmten Pronomina kodkö irgend einer, myjkö etwas, kutschömkö ein gewisser, gebildet.

Der eine — der andere, wird durch kody — kody, kody — muköd, muköd — muköd, ötikys — mödys gegeben. [22↓]

Ötna allein, wird mit dem Pronominalsuffix gebraucht, z. B. ötnas er allein, ötnasös ihn allein, ötnanys sie allein, acc. ötnanysö.

V. Verbum.

Man kann im Syrjänischen zwei Conjugationen unterscheiden, deren erste in der 1. Pers. Sing. Praes. auf a, die andre auf ä endigt. Zu letzterer gehören die Verba, welche s, z, tsch oder j (zuweilen r) vor der Endung haben, indem sie das auf diese Buchstaben folgende a der ersten Conjugation in ä, ö in e, y in i verwandeln.

Ausser diesen zwei Conjugationen ist ferner das Verbum affirmativum und negativum zu unterscheiden.

Das Verbum affirmativum hat einen Indicativ, Imperativ, Infinitiv, Participium und Gerundium, das Negativum aber nur für den Indicativ, Imperativ und Infinitiv besondre Formen.

Der Indicativ hat drei Zeiten: Praesens, Praeteritum und Futurum, das Gerundium nur die zwei ersten.

Das Praeteritum Indicativi zerfällt in ein Imperfectum und Perfectum, das Participium in ein Activum und Passivum.

Anm. In der Udorschen Grammatik ist noch ein Plusquamperfectum angeführt, das aber in der Evangelienübersetzung nicht vorkommt. Seine Form wird unten angeführt und erläutert werden. [23↓]

Folgendes ist ein allgemeines Schema der Conjugationen, wobei die abweichenden Formen des Udorschen Dialects in Parenthese angegeben sind:

Verbum affirmatlvum.
Indicativus.
Erste Conjngation. Zweite Conjugation.
Praesens. Sing. 1. —a —ä
2. —an —än
3. —ö —e
Plur. 1. —am —äm
2. —annyd —ännyd
3. —öny (önys) —eny
Praeteritum Imperf. Sing. 1. —y —i
2. —yn —in
3. —ys, y —is, i
Plur. 1. —ym —im
2. —ynnyd —innyd
3. —ysny, yny —isny, iny (isnys)
Praeteritum Perf. Sing. 1. —ly (li)
2. —lyn (lin)
3. —lys (lis)
Plur. 1. —lym (lim)
2. —lynnyd (linnyd)
3. —lysny, lyny (linys)
Futurum. Sing. 1. —a —ä
2. —an —än
3. —as —äs
Plur. 1. —am —äm
2. —annyd —ännyd
3. —asny (asnys) —äsny
[24↓] Imperativ.
Sing. 2. —y oder Cons. —i, j
3. med —ö oder —as med —e oder —äs
Plur. 2. — ö —e
3. med —öny oder asny (metkö —önys) med —eny oder —äsny.
Infinitiv.
—ny (—nys).
Participium.
Act. —ysj —isj
Pass. —öma, öm —ema, em
Gerundium
Praes. —an —än
—yg —ig
Instr. —ygön —igön
Term. —tödz
Praet. —myst
Instr. —mystön

Verbum negativum.

Hier wird die vorgesetzte Negation flectirt, und das Verbum zeigt sich im Singularis in der blossen Wurzel, im Pluralis aber mit der Endung ö (3. Pers. ny) in folgender Weise:

Singularis. Pluralis.
Praesens. 1. og — og —ö
2. on — on —ö
3. oz — oz —ny (nys)
Praet. Impf. 1. eg (ig) — eg (ig) —ö
2. en (in) — en (in) —ö
3. ez (iz) — ez (iz) —ny (nys)
Praet. Perf. 1. eg (ig) —ly eg (ig) —lö
2. en (in) —ly en (in) —lö
3. ez (iz) —ly ez (iz) —vny, —lyny (lynys)
Imperativ. 2. en (in) — en (in) —ö
3. med (metkö) oz — med (metkö) oz —ny (nys)
Infinitiv —tög (ohne zu —)

Als Beispiel möge die vollständige Conjugation des Verbum munny gehn, und adziny sehn, hier folgen:

Verbum affirmativum.
Indicativus.
Praesens.
Sing. 1. muna ich gehe adzä ich sehe
2. munan adzän
3. munö adze
Plur. 1. munam adzäm
2. munannyd adzännyd
3. munöny adzeny
Praeteritum Imperf.
Sing. 1. muny adzi
2. munyn adzin
3. munys, muny adzis
Plur. 1. munym adzim
2. munynnyd adzinnyd
3. munysny, munyny adzisny
Praeteritum Perf.
Sing. 1. munly adzily
2. munlyn adzilyn
3. munlys adzilys
[26↓] Plur. 1. munlym adzilym
2. munlynnyd adzilynnyd
3. munlysny adzilysny
Futurum.
Sing. 1. muna adzä
2. munan adzän
3. munas adzäs
Plur. 1. munam adzäm
2. munannyd adzännyd
3. munasny adzäsny
Imperativus.
Sing. 2. mun adzi
3. med munö (munas) med adze (adzäs)
Plur. 2. munö adze
3. med munöny (munasny) med adzeny (adzäsny)
Infinitivus.
munny adziny
Participium.
Act. munysj adzisj
Pass. munöma, munöm adzema, adzem
Gerundium.
Praes. munan adzän
munyg adzig
Instr. munygön adzigön
Term. muntödz adzitödz
Praet. munmyst adzimyst
Instr. munmystön adzimystön.
Verbum negatlvum.
Praesens.
Sing. 1. og mun ich gehe nicht og adzi ich sehe nicht
2. on mun on adzi
3. oz mun oz adzi
[27↓] Plur. 1. og munö og adze
2. on munö on adze
3. oz munny oz adziny
Praeteritum Imperf.
Sing. 1. eg mun eg adzi
2. en mun en adzi
3. ez mun ez adzi
Plur. 1. eg munö eg adze
2. en munö en adze
3. ez munny ez adziny
Praeteritum Perf.
Sing. 1. eg munly eg adzily
2. en munly en adzily
3. ez munly ez adzily
Plur. 1. eg munlö eg adzilö
2. en munlö en adzilö
3. ez munlyny ez adzivny
Imperativus.
Sing. 2. en mun en adzi
3. med oz mun med oz adzi
Plur. 2. en munö en adze
3. med oz munny med oz adziny
Infinitivus.
muntög ohne zu gehn adzitög ohne zu sehn.

Anm. 1. Die abgekürzte Endung der 3. Pers. Praet. (Sing. y, i, Plur. yny, iny) scheint nur bei einigen Verbis vorzukommen, wie loi er wurde, pöri er fiel, usi er fiel, pety er ging aus, pukty er setzte, kuly er starb, und im Plur. loiny, usiny, kulyny u. s. w. [28↓] Daneben kommt jedoch auch die vollere Form vor, z. B. petys, puktys.

Anm. 2. Die im Udorschen Dialect durchgängig gültige Endung der 3. Pers. Plur. nys, kommt auch zuweilen in der Evangelienübersetzung vor, z. B. tschygmisnys sie hungerten, lögasisnys sie erzürnten sich, puksäsnys sie werden sich setzen.

Anm. 3. Viele Verba haben im Infinitiv einen Vocal vor der Endung; sind sie nur zweisylbig, so dass also dieser Vocal zum Stamm des Wortes gehört, wie vony kommen, schuny sagen, juny trinken, nuny tragen, bringen, viny tödten, so behalten sie denselben vor allen Endungen, also voa ich komme, schua ich sage, voi ich kam, schui ich sagte; sind sie aber mehrsylbig, welchenfalls der Vocal (y oder i), nur zur Vermeidung von Härten eingeschoben zu seyn scheint, so wird er vor allen vocalisch anfangenden Endsylben weggeworfen, z. B. pyschiny fliehn, pyschä ich fliehe, vetlyny gehn, vetla ich gehe, vötlyny vertreiben, vötla ich vertreibe, periny ziehn, perä ich ziehe, kevmyny bitten, kevma ich bitte u. s. w.

Anm. 4. Wenn der Stamm eines Verbum auf l ausgebt, so wird dieses, nach der oben in der Lautlehre gegebenen Regel, am Ende und [29↓] vor einem Consonanten in v verwandelt, z. B. vistala ich verkündige, Imperat. vistav, Inf. vistavny; taläla ich trete, taläv, talävny; gusäla ich stehle, gusäv, gusävny; vesala ich reinige, vesav, vesavny; ola ich bleibe, ov, ovny.

Anm. 5. Die Udorsche Grammatik hat, wie schon erwähnt, noch ein Plusquamperfectum auf —lyvli, z. B geshlyvli ich hatte geschrieben, das eben so wie das Perf. conjugirt wird. Allein es scheint, als wäre dies nichts anderes, als das Perfectum eines abgeleiteten Verbi; denn auch in dem Evangelium finden sich ähnliche Ableitungen sehr häufig, wie setavny von setny geben, vundavny von vundyny abschneiden, vötlavny von vötlyny vertreiben, enovtavny von enovtny erlassen, volyvny von vony kommen (volö er kommt), welche Verba aber nicht allein im Praeteritum, sondern auch in anderen Formen Vorkommen.

Anm. 6. Die permische Conjugation hat die grösste Aehnlichkeit mit der syrjänischen, z. B. :

Praesens.
Singularis. Pluralis.
véleta ich lehre véletam wir lehren
véletan véletat
vélete véletanys
Imerfectum.
véletlü véletlüm
véletlün véletlüt
véletlüs véletlüse
Perfectum.
véletü véletüm
véletün véletüt
véletüs véletüse.

Hierbei entspricht das Imperf. dem syrjänischen Perfectum und umgekehrt, so wie es sich auch in der Udorschen Grammatik angegeben findet. Das Permische hat gleichfalls ein dem Udorschen analog gebildetes Plusquamperfectum: veletlüllü, welches wie das Imperf. conjugirt wird, und ein Futurum in folgender Weise:

Singularis. Pluralis.
véletla véletlam
véletlan véletlat
véletlas véletlase.

Auch der perm. Imperat. scheint dem syrjänischen gleich zu seyn, z. B. 2. Pers. Sing. sjut (syrj. set) gieb, kol erlass, 3. Pers. med loktas es komme, med loas es werde; und im Negativum en vajet (syr. en vajed) führe nicht, en süt (sjut?) gieb nicht. Dass auch, wie im Syrjänischen, eine zweifache Conjuga-[31↓]tion, durch die Vocale der Formsylben unterschieden, vorhanden ist, beweist die Form koljäm wir erlassen (neben veletam wir lehren).

Als unregelmässig ist besonders zu erwähnen die Conjugation des Verbum em ich bin, udorisch vyjym, permisch em.

Syrjänisch Permisch
Ustsüssol. Udor.
Praesens.
Sing. 1. me em me vyjym me em
2. te em te vyjym te em
3. syja em syja vyjym süja em
Plur. 1. mi emös mi vyjym mü emes
2. ti emös ti vyjymös tüe emes
3. naja emös syjajös vyjymös nüja emes.
Imperfectum.
Sing. 1. me völy me völi me völü
2. te völyn te völin te volün
3. syja völy syja völi süja volüs.
Plur. 1. mi völym mi völim mü volüm.
2. ti völynnyd ti völinnyd tüe volüt
3. naja völyny syjajös völisnys. nüja volüse.
Perfectum.
Sing. 1. me velü
2. te velün
3. süja velüs
Plur. 1. mü velüm
2. tüe velüt
3. nüja velüse
[32↓] Plusquamperfectum.
Sing. 1. me vövli me vellüllü u. s. w.
Futurum.
Sing. 1. me voa me volla
2. te voan te vollan
3. syja voas süja vollas
Plur. 1. mi voam mü vollam
2. ti voannyd tüe vollat
3. syjajös voasnys nüja vollase
Infinitivus.
vony vonü

Anm. Im Ustsüssolschen wird das Futurum und der Infinitiv durch das Verbum loa ich werde, lony werden, ersetzt.

Das Negativum heisst im Ustsüssolschen im Präsens abu ich bin nicht, durch alle Personen und Zahlen unverändert, im Udorschen heisst es im Sing. abu, im Plur. abuös. Uebrigens ist es regelmässig: eg vöv (Ud. ig vöv) ich war nicht, eg vövly (Ud. ig vövly) ich bin nicht gewesen, og lo (Ud. og vo) ich werde nicht seyn.

Ausserdem habe ich nur noch folgende Unregelmässigkeiten in der syrjänischen Conjugation gefunden: vony, kommen, hat in der 3. Pers. Praesent. volö er kommt, volöny sie kommen. Lokny, herausgehn, schiebt vor den vocalisch beginnenden Endungen ein t ein: lokta ich gehe heraus, lokty ich ging heraus u. s. w. Unpersönliche Verba sind kolö es muss, schogmas es ziemt, pozäs es ist erlaubt. [33↓]

VI. Postpositionen.

Die syrjänischen Postpositionen haben grösstentheils eine Casusendung an sich, welche ihre Ableitung von einem Substantivum oder Adverbium ausser Zweifel setzt. So kommt von dor Seite, Gegend: dorö an, doryn vor, an, dorys vor; von ord Haus: ordö zu, ordyn bei, ordys von; von bör hinten, zurück: böryn, börys, börti, börsänj nach u. s. w. Es ist daher im Allgemeinen zu merken, dass an Postpositionen die Endung des Illativs eine Bewegung nach, die des Elativs oder Ablativs eine Bewegung von einem Orte, und die des Inessivs eine Ruhe, oder ein Verweilen an einem Orte anzeigt.

Alle Postpositionen mit Ausnahme des aus dem Russischen entlehnten öpritsch ausser, haben den Nominativ des regierten Substantivs oder Pronomens vor sich. Doch stehen die Pronomina mi wir, ti ihr, mit einer Postposition im Genitiv, z. B. mijanköd mit uns, tijanvylö auf euch, tijandynö zu euch.

Ich lasse nun ein alphabetisches Verzeichniss der Postpositionen nebst Beispielen ihres Gebrauchs folgen.

  • börsänj nach: syja tschetschis i mödys sybörsänj, er stand auf und folgte ihm nach 9, 9.
  • börti nach: syja schuis vodtschä: og mun, a sybörti dumajtsis i muny, er antwortete: ich gehe nicht, aber darnach bedachte er sich und ging 21, 29.
  • böryn nach: meböryn loktys jondshyk meys, nach mir kommt ein Stärkerer denn ich 3, 11. [34↓]
  • börys nach: velödysj! muna me tebörys kyttsche te munan, Meister! ich folge Dir nach, wohin Du gehst 8, 19.
  • dinin bei: kujm lum olöny medinin, sie sind drei Tage bei mir 15, 32.
  • dinö, dynö (Ud. don) zu, an: seki loktö Jisus Galilejays Jordanvylö Joanndinö, da kommt Jesus aus Galiläa an den Jordan zum Johannes 3, 13. munö burdshyk izrailsköj voschöm yshjasdynö, geht lieber zu den verlornen Schafen Israels 10, 6. kor matystysny Jerusalimdinö, als sie sich Jerusalem näherten 21, 1. nimödsis& syja paskömdinö, sie rührte an sein Kleid 9, 20.
  • dinödz bis zu : i te Kapernaum, kody leptyslyn nebesadinödz, ledsän adödz, und du Kapernaum, die du dich bis zum Himmel erhoben hast, wirst zur Hölle niedersteigen 11, 23.
  • dinty, dynty an — vorüber: setön kyk sintöm tujdoryn pukalysjas kylysny, myj Jisus munö najadinty, da hörten zwei Blinde, welche am Wege sassen, dass Jesus an ihnen vorüber ging 20, 30.
  • dinys, dynys (Ud. dinys) von — weg: nuödys daskyk velödtschisjasös muködjas dinys, er führte die zwölf Jünger von den Andern weg 20, 17.
  • dyri, tyri in, während: i Solomon aslas byd slavadyri sydzi ez pastasly, kydzi ötik naja pytschkys, auch Salomon in seiner ganzen Herrlichkeit war nicht bekleidet wie eine von diesen 6, 29. njoljed [35↓] she vidzem dyri vojyn muny najadinö, aber während der vierten Wache in der Nacht ging er zu ihnen 14, 25.
  • dorö an: kor ködzis syja, muköd usi tujdorö, als er säete, fiel einiges an den Weg 13, 4. mun more dorö, geh an das Meer 17, 27.
  • doryn vor, an: bydsön jöz sulalys vadoryn, das ganze Volk sass an dem Wasser 13, 2.
  • dorys vor (prae), an: ti abuömyj najadorys burdshykösj, seid ihr nicht besser vor ihnen (als sie)? 6, 26. kody ljubitö batjes libö mamös zevshyk medorys, oz tuj menym, wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist mein nicht werth 10, 37.
  • gögör um, gegen: adzis asgögörys una jöz, er sah um sich viel Volk 8, 18. sjoisjas she völyny vit sjurs gögör mort, die Essenden aber waren gegen fünftausend Mann 14, 21.
  • jylys, jilys von, wegen, in Betreff: Joann kyvmystön tjurmayn Christos kerömjasjilys, ystys assis kyk velödtschisjös, als Johannes im Gefangniss von den Thaten Christi hörte, schickte er zwei seiner Jünger 11, 2. schuda syja, kody oz ylav mejilys, selig Derjenige, welcher sich nicht meinetwegen ärgert 11, 6. kulömjas lovzemjylys enömyj ti lydilö, habt ihr nicht gelesen in Betreff der Auferstehung der Todten? 22, 31.
  • keshö während, mit: bydsäma she prazdnik keshö setschöm völy nog igemonly, während jedes Festes aber hatte der Landpfleger eine solche Gewohn-[36↓]heit 27, 15. bydsäma tzarstvo, kody juksis atschis askeshas, pusta loö, jedes Reich, welches mit sich selbst uneins ist, wird wüst 12, 25.
  • keshyn unter, zwischen: naja dumajtysny as keshyn, sie dachten unter einander 16, 7.
  • kindzä, kindzi ausser: nekod oz töd piös batjkindzä, Niemand kennt den Sohn, ausser dem Vater 11, 27.
  • kodj (Ud. koid) gleich: bydön, kody kyvzö taje mensim kyvjas i oz ker sysjörti, loas jöj mortkodj, ein Jeder, der diese meine Worte hört und nicht darnach thut, wird einem thörigten Menschen gleich seyn 7, 26.
  • köd (Ud. köt) mit: myj ponda velödysj tijan mytarjas köd i greschnikjasköd sjöje i juö, warum isst und trinkt euer Lehrer mit Zöllnern und Sündern? 9, 11.
  • kostyn, köstyn unter, zwischen: emö tijankostyn setschöm mort, ist unter euch solch ein Mensch? 7, 9. kodös ti viinnyd vitschko i öltarkostyn, welchen ihr getödtet habt zwischen Tempel und Altar. 23, 35.
  • kuzä (Ud. kusä), durch, entlang, gemäss: i petys juör syjilys bydsön Siriakuzä, und es ging das Gerücht von ihm durch ganz Syrien, 4, 24. i pir usködsis bydsön pors tschjukör vadorkuzä moreö, und alsbald stürzte sich die ganze Schweineheerde das Ufer entlang ins Meer 8, 32. tijan verakuzä med [37↓] loas tijanly, eurem Glauben gemäss geschehe euch 9, 29.
  • öpritsch ausser, mit dem Elativ: tschjudesa os setsi syly, Jona prorok tschjudesays öpritsch, es wird ihm kein Zeichen gegeben, ausser dem Zeichen des Propheten Jonas 12, 39.
  • ordö zu: vois tijanordö Joann krestitel, es kam zu euch Johannes der Täufer 21, 32.
  • ordyn bei: ötik ozyr mort Arimathejsänj, Josif nima, kody sydzj she velödsis Jisus ordyn, ein reicher Mann von Arimathia, Joseph genannt, welcher auch hei Jesus lernte 27, 57.
  • ordys (Perm. ordis) von: bostö syordys talant, er nimmt von ihm das Pfund 25, 28.
  • ponda (Ud. pondas) von, für, wegen: syponda vöd i vistalys Isaia prorok, denn von diesem hat auch der Prophet Jesaias gesprochen 3,3. ne ötik nänj ponda lovja loe mort, nicht allein vom Brod wird der Mensch lebendig 4, 4. pasköm ponda myj töshdannyd, was sorgt ihr wegen der Kleidung? 6, 28. tyrmas velödtschisjponda med syja loas kydzj velödysj sylön, es ist genug für den Schüler, dass er werde wie sein Lehrer 10, 25.
  • pydi um, für: sin sinpydi i pinj pinjpydi, Auge um Auge, und Zahn um Zahn 5, 38. kutschöm don setas mort aslas lov pydi, welchen Preiss wird der Mensch geben für seine Seele? 16, 26. syjes puk-[38↓]tysny prorokpydi, sie hielten ihn für einen Propheten 14, 5.
  • pyr durch: gore syja mortly, kod pyr soblazn ovlö, wehe dem Menschen, durch welchen das Aergerniss kommt 18, 7. koknidshyk loö verbljudly jem pyspyr petny, neshe ozyrly nebesnöj tzarstvoö pyrny, es ist einem Kameel leichter durch ein Nadelöhr zu gehn, als dem Reichen in das Himmelreich zu kommen 19, 24.
  • pytschkö in, unter, zwischen: puktys syjes aslas vylj gorte, kodös keralys izpytschkö, er legte ihn in sein neues Grab, welches er in den Felsen gemacht hatte 27, 60. so me mödöda tijanös, kydzi yshjasös köjnjaspytschkö, siehe, ich sende euch wie die Schafe unter die Wölfe 10, 16.
  • pytschkyn in: i lsrailpytschkyn me setschöm vera eg adzi, auch in Israel habe ich solchen Glauben nicht gesehn 8, 10. sydzi loas i mortlön pi mupytschkyn kujm lun i kujm voj, so wird auch des Menschen Sohn drei Tage und drei Nächte in der Erde seyn 12, 40.
  • pytschkys aus, von: bes petys sypytschkys, der Teufel ging von ihm 17, 18. vit naja pytschkys völysny myvkydaösj i vit jöjösj, fünf von ihnen waren weise und fünf thörigt 25, 2.
  • saje an, zu: vois Judejsköj olanynjasö Jordansaje, er kam in die jüdischen Städte an dem Jordan 19, 1. lovzimyst vöd mödar jugydyn ni oz götras-[39↓]ny ni oz verössaje munny, denn nach der Auferstehung in einer andern Welt werden sie weder sich beweiben, noch zu einem Manne gehn 22, 30.
  • sain bei: syponda myj syja völy pydönsain&, deswegen, weil sie bei Allen war 22, 28.
  • sais von, von — her: mödysny sybörys una jöz Galilejays i Jordansais, es folgte ihm viel Volk aus Galiläa und von dem Jordan 4, 25.
  • schörö mitten in, unter: i koris Jisus kagaös suvtödys syjes naja schörö, und Jesus rief ein Kind und stellte es mitten unter sie 18, 2.
  • schöryn mitten in, unter: pysh völy moreschöryn, das Schiff war mitten im Meere 14, 24. köny tschjukörtsäsny kykön libö kujmön menam nimvösna, setön i me em najaschöryn, wo sich je zwei oder drei versammeln werden in meinem Namen, da bin auch ich mitten unter ihnen 18, 20.
  • schörys aus, mitten aus: seki matysttschisny sydinö archierejas i staretzjas jöz schörys, da näherten sich ihm die Hohenpriester und Aeltesten aus dem Volke 21, 23.
  • sjörti nach, gemäss: naja kerömjas sjörti tödannyd najaös, nach ihren Werken erkennet ihr sie 7, 16. syja she aslas mam velödöm sjörti schuis, sie aber sprach der Anweisung ihrer Mutter gemäss 14,8.
  • ulö unter: öztymyst bi oz puktyny vevtulö, wenn man ein Feuer angezündet hat, stellt man es nicht unter eine Decke 5, 15.[40↓]
  • ulyn unter: me vöd i atschim mort vlast ulyn em i meulyn soldatjas, denn ich selbst bin ein Mensch unter der Gewalt und habe unter mir Soldaten 8, 9.
  • vodz vor, an, als Zeitbestimmung: asyv vodz, am Morgen.
  • vodze vor: kor vajan assid kozin öltarvodze, wenn du deine Gabe vor den Altar bringst 5, 23. en schyblalö assinyd dona izjas porsjas vodze, werft nicht eure Edelsteine vor die Schweine 7, 6.
  • vodzin (Ud. votschjyn) vor, während: bydönös, kodi vistalas menö mortjas vodzin, vistala i me aslam batj vodzin, einen Jeden, welcher mich bekennt vor den Menschen, bekenne auch ich vor meinem Vater 10, 32. syja vylj tölysjas vodzin bessänj mutschitse, er wird während der Neumonde von dem Teufel gequält 17, 15.
  • vodzis von, ist mir nur im Udorschen unter der Form votschjys vorgekommen.
  • vösna für, über, wegen: askija lun atschis pondas töshdysny asvösna, der morgende Tag wird für sich selbst sorgen 6, 34. gashaön syvösna munö, i bytsön myj em vuzalö i njöbö syje mu, vor Freude darüber geht er und verkauft Alles, was er bat und kauft dieses Land 13, 44. puksedys tjurmaö aslas Filipp vok götyr Irodiada vösna, er setzte ihn ins Gefängniss wegen der Herodiada, der Frau seines Bruders Philippus 14, 3.[41↓]
  • vylö auf, über, gegen, zu: kijas vylö bostasny tenö, sie werden dich auf die Hände nehmen 4, 6. bydön, kody lögalö as vok vylö veschtschöro, mysha loas sudly, Jeder, der ohne Ursache auf seinen Bruder zürnt, wird des Gerichts schuldig 5, 22. vidzedlö nebesnöj ptitzajasvylö, schaut auf die Vögel des Himmels 6, 26. etschavylyn volyn& te vernöj, unavylö tenö pukta, über Wenigem warst du getreu, über Vieles setze ich dich 25, 21. setas she vok vokös kulomvylö, i batj piös, i leptysäsny pijan batjasvylö i viäsny najaös, es wird aber der Bruder den Bruder, und der Vater den Sohn zum Tode geben, und die Kinder werden sich gegen die Väter erheben und sie tödten 10, 21.
  • vylyn (Perm. vülün) auf, über: oz vermy kar dzebsiny göravylyn sulalygön, es kann eine Stadt nicht verborgen seyn, welche auf einem Berge liegt 5, 14. vossisny syvylyn nebesajas, es öffneten sich über ihm die Himmel 3, 16.
  • vylys von — herab: kor she lettschis syja göravylys, als er aber vom Berge herabstieg 8, 1.
  • vyv auf, an, vorzüglich als Zeitbestimmung: vidzedlö muvyv turynjasvylö, sehet die Blumen auf dem Felde an 6, 28. rytlavyv voisny sydinö velödsisjas sylön, am Abend kamen seine Jünger zu ihm 14, 15.
  • vyvsänj von — herab: myj pelnad kylannyd, vistalö vevtjas vyvsänj, was ihr in eure Ohren hört, das verkündigt von den Dächern herab 10, 27.[42↓]
  • vyvty über: tschökty menym asdinad lokny vavyvty, gebiete mir, zu dir über das Wasser zu kommen 14, 28.

VII. Adverbia.

Unter den Adverbien sind zu erwähnen:

  1. A. der Zeit: öny (Ud. öni, Perm. enü) jetzt, önödz bis jetzt, önysänj von jetzt an, seki, sekj da, dann, siehe, sekisänj von da an, sessä hinfort, nin nun, schon, -na noch (z. B. abuna, ezna noch nicht), vojdar zuvor, vodzä vorher, vashön vormals, regid, pyr, vdrug alsbald, bara wiederum, tschötsch zugleich, kodkosty während, sekkosty inzwischen, medböryn nachher, talun (diesen Tag) heute, tavoj diese Nacht, aski morgen (Ud. modasyv), dyr lange, unays oft, kymynys wie oft, byddyri (Ud. byddyrja) immer, allezeit.
  2. A. des Orts: köny, kön wo, kytse, kyttsche wo, wohin, kytys, kytysänj woher, tan, tatön hier, tatse, tattsche hier, hierher, tatys von hier, sen, setön (Ud. tytön) da, daselbst, setse, settsche dort, dorthin, seti dort, da, setys, setsänj von da, setsänjyn dort, ortsö, ordsö hinaus, ortsyn aussen, ulö nieder, herab, yvlayn draussen, ylyn fern, ylysänj von fern, matyn nahe, panyd entgegen, vodtschä entgegen, bör zurück, börvyv hintennach, von hinten, vodzvyv voraus, ötvyv zusammen.[43↓]
  3. A. der Beschaffenheit: kydzi, kydzj (Ud. kutsch, kytsch, Perm. küds) wie, sydzi, sydzj so, zуv sehr.
  4. A. der Menge: kymyn, kymynys wieviel, myjmynda wieviel, symynda soviel, sömyn nur, jeschtsche noch, una viel, etscha wenig.
  5. A. der Ursache, Frage, Versicherung u. s. w. -ö, li Fragparlikeln, -ömyj negative Fragpartikel, myjponda weswegen, syponda (Ud. sypondas) deswegen, mylä warum, dert wahrlich, wohl, recht, doch, taj denn, nehmlich, vöd denn, nehmlich, veskyda warlich, nehmlich, chot zwar, dashe sogar, neusheli wie? doch? veskö etwa.
  6. Besondre Beachtung verdienen noch die verneinenden Partikeln. Die verbalen Negationen abu, oz, ez, en u. s. w. sind schon beim Verbum erwähnt worden. Die allgemeine Negation, welche sich nicht auf das Verbum, sondern auf ein Nomen, Adverbium u. s. w. bezieht, ist ne nicht, ni auch nicht; Beides kommt auch in Zusammensetzungen vor, z. B. ninöm, ninömtor oder nemtor nichts, ninömön keineswegs, nekön nirgends, nekydzj in keiner Art, nekutschöm keinerlei, nekod Niemand, nekor niemals.

Mehrere Adverbien nehmen auch die Comparativform an, z. B. regidshyk bälder, eher, zevshyk vielmehr, ylyndshyk ferner. [44↓]

VIII. Conjunctionen.

Das Syrjänische ist, wie die andern verwandten Sprachen, nicht sehr reich an Conjunctionen, doch hat der Uebersetzer des Matthäusevangeliums diesem Mangel durch Einführung russischer Partikeln abzuhelfen gesucht.

Folgende Conjunctionen sind der syrjänischen Sprache eigentümlich:

  • myj (Ud. muj) dass, weil (quod)
  • med (Ud. metkö) dass, damit (ut)
  • med veskö damit, auf dass
  • kor wenn, als, da
  • -kö wenn
  • kodyr da, während
  • kytsedz, kyttschedz bis dass, so lange als
  • kydzj medböryn bis dass.

Dem Russischen entlehnt sind folgende:

  • i und, auch
  • i — i sowohl — als auch
  • a aber
  • she aber
  • no sondern
  • ili oder
  • libo, libö oder
  • libö — libö entweder — oder
  • nesheli, neshö als (nach Comparativen).

Gebrauch und Bedeutung der syrjänischen Conjunctionen wird aus folgenden Beispielen erhellen: ky-[45↓]lynnyd, myj schuöma völy vashjasly, ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist 5, 27. vistala vöd tijanly, myj vermas Jen taja izjasys vötschny pijan Avraamly, denn ich sage euch, dass Gott aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken kann 3,9. no med ti tödannyd myj mort pi vermö muvylyn prostitny grechjas, aber damit ihr wisset, dass des Menschen Sohn auf der Erde die Sünden vergeben kann 9, 6 i sydz vitsise, syponda myj on tödöj kod tschasö gospod tijan voas, und also wachet, deswegen weil ihr nicht wisst, zu welcher Stunde euer Herr kommen wird 24, 42. schu, med taja izjas loasny nänjas, sprich, dass diese Steine Brod werden 4, 3. med syja oz set tenö sudjaly, damit er dich nicht dem Richter übergiebt 5, 25. vitsise, med veskö nekod ez töd, sehet zu, damit es Niemand erfahre 9, 30. kor adzännyd syjes vistalö menym, wenn ihr ihn seht, so sagt es mir 2, 8. kor Jisus pomalys syja kyvjas, jöz divujtschisny syja velödömvylö, als Jesus diese Worte beendigte, wunderte sich das Volk über diese Lehre 7, 28. kösänkö, verman menö vesavny, wenn du willst, so kannst du mich reinigen 8, 2. kolökö ted, vötschäm tattsche kujm olanin, wenn es dir gefallt, so bauen wir hier drei Wohnungen 17, 4. vistalamkö, nebesasänj, sek schuas mijanly: myj ponda she ti en veritö syly? wenn wir sprechen vom Himmel, so wird er uns sagen: weshalb habt ihr ihm aber nicht geglaubt? 21, 25. [46↓] kodyr Jisus völy Viphanijayn, während Jesus in Bethania war 26, 6. ov sötön, kytsedz og vistav tenyd, bleib dort, bis ich es dir (nicht) sage 2, 13. on pet setys, kytsedz on set medborä pöluschka, du gehst nicht von da weg, bis du (nicht) den letzten Heller giebst 5, 26. vermasnyö svadba vylyn gostjas gashtömtschiny, kyttschedz em najaköd shenich? können die Gäste auf der Hochzeit trauern, so lange der Bräutigam mit ihnen ist? 9, 15. i ez töd syjes, kydzi medböryn syja tschjushtys assis medvodzä piös, und er erkannte sie nicht, bis sie ihren ersten Sohn gebar 1, 25.

IX. Interjectlonen.

Als Interjection ist die Partikel ö anzusehen, welche bei der Declination als angebliche Vocativendung erwähnt wurde. Ausserdem kommt in dem Evangelium nur noch die dem Russischen entlehnte Partikel göre wehe! vor. [47↓]

DRITTES KAPITEL. Wortbildung.

I. Ableitung.

A. Substantiva.

Adjectiva können, ohne irgend eine Veränderung zu erleiden, als Substantiva gebraucht werden, z. B. bur gut, das Gute, pesh unrein, die Unreinheit, pemyd finster, die Finsterniss, jugyd licht, das Licht, sjökyd schwer, die Schwere, Last, vermytöm unfähig, schwach, die Schwachheit.

Die Participialformen des Verbum dienen zugleich als Verbalsubstantiva, und es bezeichnet dann das Partic. act. auf ysj, isj die handelnde Person, z. B. tödysj der Weise, velödysj der Lehrer, nuödysj der Führer, korysj der Bittende, Bettler, kerysj der Thäter, ylödlysj der Versucher, vijisj der Mörder, vidzisj der Hüter, Hirt, vötlysj der Verfolger, vötschysj der Erbauer, gusäsisj der Dieb, munysj der Gehende, Gänger, olysj der Bewohner, sjoisj der Esser, vuzalysj der Verkäufer, udshalysj der Arbeiter, Diener, visisj der Kranke.

Das Partic. pass. auf öm, em drückt die Handlung oder den Zustand aus, z. B. tödöm das Wissen, die Kenntniss, oschköm das Lob, tschushöm die Ge-[48↓]burt, velödöm die Lehre, vistalöm die Rede, vermöm das Vermögen, die Gewalt, suvtöm das Stehen, der Stillstand, schuöm die Rede, pomasem das Ende, schoittschem die Ruhe, Erholung, koröm die Bitte, kevmöm das Gehet, keröm die That, das Werk, ködzem die Saat, jorsem der Schwur, viem der Mord, gusäsem der Diebstahl, gishöm die Schrift.

Die Endung yn oder in drückt einen Ort aus, z. B. olanin die Wohnung, pukalanin der Sitz, tschükörttschänin der Sammelplatz, uzänin die Schlafstelle, schoitsänyn der Ruheplatz, leshnögösin ein dorniger Platz, izesin steinigtes Land.

B. Adjectiva.

Eine häufige Adjectivendung, die jedoch auf keine bestimmte Ableitung hindeutet, ist yd oder id, z. B. dzeskyd schmal, dshudshyd hoch, paskyd weit, veknid eng, pemyd finster, jugyd hell, ködzid kalt, koknid leicht, jedshyd weiss, nebyd saftig, sjökyd schwer, lösid recht, gut, tschjoryd arg, posnid klein.

Von Substantiven werden Adjectiva durch die Endung a gebildet: bija heiss, feurig, von bi das Feuer, nima namentlich, benamt, von nim der Name, dona werth, kostbar, von don der Preiss, myvkyda klug, von myvkyd Klugheit, Sinn, mysha schuldig, von mysh Fehler, Sünde, vyna stark, von vyn die Stärke, Kraft. [49↓]

Adjectiva des Mangels werden von Verben, Substantiven und Adjectiven durch die Endung töm gebildet, z. B. sintöm (augenlos), blind, peltöm (ohrlos), taub, tödtöm unwissend, myshtöm schuldlos, vatöm (wasserlos), wüst, tyrtöm (unvoll), leer, vushtöm wurzellos, myskytöm ungewaschen, ylavtöm unverloren, pomtom unendlich, nänjtöm brodlos, tschelädtöm kinderlos, jutöm (tranklos), durstig, kustöm unauslöschlich.

C. Adverbia.

Adverbia werden von Adjectiven zuweilen durch die Endung a abgeleitet, z. B. veskyda wahrlich, richtig, von veskyd recht, omölja bös von omölj, jona stark, gewaltig von jon, tschjoryda arg von tschjoryd.

Gewöhnlich aber werden sie durch die Instrumentalendung ön, en bezeichnet: gashön froh, vashön vormals, gusen verstohlen, ljökön böslich, unaön viel, tsckygjen hungrig.

Mehrere Adverbien besonders des Orts sind von Pronominalstämmen abgeleitet und bewahren zum Theil Casusformen, die ausserdem im Syrjänischen nicht mehr Vorkommen, z. B. kytse wo, tatse hier, setse dort u. s. w.

D. Verba.

Von Substantiven und Adjectiven werden Verba durch Einschiebung eines d (dy) zwischen Stamm und [50↓] Endung gebildet, z. B. burdyny gesund werden, von bur gut, wohl, myshdyny beschuldigen, von mysh die Schuld, pemdyny sich verfinstern, von pemyd finster.

Durch ein auf gleiche Art eingeschobenes m (my) werden Verba gebildet, welche ein Werden oder Seyn ausdrücken, wie schommyny gesäuert werden, von schom der Sauerteig, myshmyny schuldig werden, sündigen, von mysh Schuld, Sünde, kosminy dürr werden, vertrocknen, von kos dürr, trocken, tyrmyny genug seyn, von tyr voll, rammyny erniedriget werden, von ram niedrig, demüthig, tschygmyny hungrig seyn, von tschyg hungrig.

Von Verbis werden andre Verba mit einer Medial- oder Passivbedeutung durch Einschiebung der Sylbe si, tschi gebildet, z. B. pyrtsiny, pyrttschiny aufgenommen werden, von pyrtny, schusiny genannt werden, heissen, von schuny sagen, petködsiny erscheinen, sich zeigen, von petködny zeigen, gashedsiny sich freuen, von gashedny erfreuen, tödtschiny, tödsiny bekannt werden, sotsiny verbrennen (neutr.) von sotny verbrennen (transit.), setsiny gegeben werden, leptysiny sich erheben, sich empören, von leptyny aufheben, vörzedtschiny sich bewegen, von vörzedny bewegen, berühren, bostsiny genommen werden u. a. m.

Verba, welche ein l (v) vor der Endung haben, werfen dies vor der Bildungssylbe si, tschi weg, z. B. puksiny sich setzen, von pukavny sitzen, pastasiny anziehen, von pastavny bekleidet seyn, vesasiny [51↓] gereiniget werden, von vesavny reinigen, fegen, vuzasiny verkauft werden, von vuzavny verkaufen.

Factiliva oder Transitiva werden durch die Einschiebung eines t (ty) gebildet, z. B. tschüshtyny zeugen, von tschüshny geboren werden, vostny öffnen, von vossiny sich öffnen (vosny offen seyn?), voschdyny verderben (transit.), von voschny verderben (neutr.), vöjtny vernichten, von vöjny untergehen, pyrtny aufnehmen, einlassen, von pyrny eingehen, tyrtny füllen, von tyrny voll seyn, puktyny setzen, von puksiny sich setzen.

Bei andern Verbis wird in gleicher Bedeutung die Sylbe öd, ed eingeschoben, z. B. jugdödny erleuchten, von jugdyny hell werden, pastödny bekleiden, von pastavny bekleidet seyn, burdödny heilen, von burdyny gesund seyn, lovzedny beleben, auferwecken, von lovziny leben, mödödny schicken, von mödny hingehen, weitergehen, yshdödny breit machen, von yshdyny breit werden, zunehmen, ylödny ärgern, verführen, von ylavny sich ärgern, irren, vörödny bewegen, von vörny beben, schoittschedny erquicken, von schoittschiny ausruhen, sich erholen, kusödny auslöschen (transit.), von kusny auslöschen (neutr.), puksedny setzen, von puksiny sich setzen, pörödny umwerfen, von pörny fallen.

Viele abgeleitete Verba sind durch l (v) gebildet, doch scheint dieser Bildungsform keine bestimmte Bedeutung eigen zu seyn, wie folgende Beispiele zeigen [52↓] werden: setavny geben, von setny geben, vötlavny verfolgen, von vötlyny verfolgen, netschkavny ausraufen, von netschkyny ausraufen, tschegävny zerbrechen (transit.), von tschegny dass., pastavny anziehen, von pas das Kleid, schepavny Aehren bringen, von schep die Aehre, ötlaavny vereinigen, von ötla zusammen, donävny schätzen, von don der Werth, Preiss, Lohn, guavny vergraben, von gu die Grube, Höhle, paskavny sich ausbreiten, von paskyd breit, jugävny leuchten, von jugyd das Licht, peshavny verunreinigen, von pesh unrein, petködlyny zeigen, von petködny dass., ylödlyny versuchen, von ylödny dass., vidzedlyny ansehen, von vidzedny sehen.

Russische Verba, welche im Syrjänischen aufgenommen sind, erhalten an den russischen Infinitiv noch die Syrjänische Endung angehängt, z. B. slushitny dienen, vom russ. slushit, ljubitny lieben, von ljubit, merajtny messen, von merät, prostitny vergeben, von prostit, tushitny sich betrüben, von tushit.

II. Zusammensetzung.

Bei zusammengesetzten Wörtern werden die verschiedenen Theile neben einander gesetzt, ohne dass eine besondre Veränderung damit vorgenommen wird, z. B. vylj-tschjushöm neugeboren, bur-vistalöm Evangelium, röd-vistalöm Geschlechtsregister, kok-uv (Fussunter), Fussschemel, etscha-veritysj kleingläubig, [53↓] vir-petöm Blutfluss, vina-juysj Weintrinker, mu-pom Weltende, nänj-tor Brodstück, lun-tyr (Tagvoll), den ganzen Tag, doz-tyr eine Schaale voll, sov-doz Salzschaale, mu-vöröm Erdbeben, va-dor (Wasserrand), Ufer, voj-schör (Nachtmitte), Mitternacht.

So werden auch zuweilen zwei Wörter unverbunden neben einander gesetzt, um einen zusammengesetzten Begriff zu bilden, z. B. verbljud gön Kameelhaar, kutschik tasma Ledergürtel, tschushan mu Geburtsland, görtasän& pyr Hochzeitsfest, tuj mort (Wegmann), Wanderer.

VIERTES KAPITEE. Wortfügung.

I. Von den Casus.

Wenn zwei Substantive in Apposition stehen, so flectirt man entweder nur das letzte, oder auch alle beide, z. B. David tzarös den König David, en povzi bostny assid götyr Marijaös, fürchte dich nicht, dein Weib Maria zu nehmen, 1, 20. vaisny sydynö besnövatoj mortös nemöjös, sie brachten zu ihm einen besessenen Menschen, einen Stummen, 9, 32. setysny [54↓] Pontijsköj Pilatly igemonly, sie gaben ihn dem Pontius Pilatus, dem Landpfleger 27, 2.

Der Genitiv mit dem Verbum em es ist, abu es ist nicht, dient dazu, um: haben auszudrücken, z. B. tzar tschöktys vuzavny syjes i götyr sylys i tscheläd i bydsön myj sylön völy, der König befahl zu verkaufen ihn und sein Weib und Kinder und Alles, was er halte 18, 25, kodlön vöd em, bydlayn setöma loas i sodtysäs, a kodlön abu, myrdema loas syordys i syje, myj em, denn wer da hat, dem wird überall gegeben werden und wird vermehrt, aber wer nicht hat, von dem wird genommen auch das, was er hat 25, 29.

Wenn der Genitiv unmittelbar vor dem Substantiv steht, von dem er abhängig ist, so verliert er zuweilen seine Casusendung, z. B. mort pi des Menschen Sohn, az& batj Iröd mestayn, an der Stelle seines Vaters Herodes 2, 22.

Wenn zwischen der Bedeutung des Genitiv und Possessiv ursprünglich, wie wohl anzunehmen, eine Verschiedenheit statt gefunden hat, so scheint dieselbe doch jetzt verschwunden zu seyn und der eine dieser Casus für den andern gebraucht zu werden, wie aus folgenden Beispielen erhellt: voas pi mortlön es wird kommen der Sohn des Menschen 16, 27. oz kuvny, kytsedz oz adziny piös mortlys loktygön aslas tzarstvoyn, sie sterben nicht, bis sie sehen den Sohn des Menschen in sein Reich kommen 16, 28. Jakov [55↓] tschjushtys Josiphös, verösös Marijalys, Jacob zeugte Joseph den Mann der Maria 1, 16. gospodlön angel der Engel des Herrn 1, 20. schudaösj miritysjas, myj naja pijanjas Jenlön schusäsny, selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heissen 5, 9. Joann adzis duch Jenlys letsem, Johannes sah den Geist Gottes herniedersteigen 3, 16. korse she vojdör tzarstvo Jenlys, suchet aber am ersten das Reich Gottes 6, 33. tekö Jenlön pi, wenn du Gottes Sohn bist 4, 3. loktö blagoslovitömjas menarn batjlön, kommt ihr Gesegneten meines Vaters 25, 34. tyrtö i ti mera aslanyd batjaslys, erfüllet auch ihr das Mass eurer Väter 23, 32. syponda myj syja vois mupomsänj kyvzyny premudrost Solomonlys, deswegen, weil sie vom Ende der Welt kam, Salomons Weisheit zu hören 12, 42. ti kushannyd tödny tschushöm nebesalys a tschudesalys pöra on vermö, ihr vermögt des Himmels Ansehn zu beurtheilen, aber die Zeit des Wunders könnt ihr nicht? 16, 3. vistav mijanly, kor taja loas, i kutschöm znamenie tenad loktömlön i pomasem tattsches olömlön, sage uns, wann dies geschehen wird, und welches das Zeichen deines Kommens und das Ende des Hierseyns seyn wird 24, 3. Darf man aus der Form einen Schluss ziehen, so würde der Possessiv, aus Dativ und Elativ zusammengesetzt, etwas von Jemand Herrührendes, der Genitiv aber, aus Dativ und Inessiv gebildet, etwas bei Jemand Befindliches bedeuten. Dann [56↓] würden sie aber eigentlich ihre Benennung zu tauschen haben.

Der Possessiv steht bei juavny fragen und korny bitten, z. B. jualys najalys: kön kolö tschjushny Christosly, er fragte sie: wo soll Christus geboren werden? 2, 4. kody tensid korö, set, wer dich bittet, dem gieb 5,42. dumajtan te, myj me og vermy öny korny aslam batjlys, meinst du, dass ich nicht jetzt meinen Vater bitten kann? 26, 53.

Der Inessiv drückt ein Verweilen an einem Orte aus: i vomyst settsche ovmödtschis karyn kody schuse Nazaret, und nachdem er dorthin gekommen war, hielt er sich in einer Stadt auf, welche Nazareth heisst 2, 23. zyr sy kiyn, die Wurfschaufel (ist) in seiner Hand 3, 12. vaj kozin kutschömös tschöktys Moisej zakonyn, bring die Gabe, welche Moses im Gesetz geboten hat 8, 4. kydzi te pyrin tatse negötrasän paskömyn wie bist du hier herein gekommen in nicht hochzeitlichem Kleide? 22, 12.

Er dient auch als Zeitbestimmung: bostys kagäos i mam sylys voin, er nahm das Kind und seine Mutter in der Nacht 2, 14. kevmyse she med oz lo pyschem tijan tölyn, betet aber, dass eure Flucht nicht werde im Winter 24, 20.

Der Elativ drückt die Entfernung aus einem Orte, das Hervorgehen, den Ursprung aus, z. B. i pyrtsimyst Jisus pety regid vays, und nachdem er getauft war, ging Jesus alsbald aus dem Wasser 3, 16. [57↓] syja, myj vomys petö, peshalö mortös, das was aus dem Munde gebt, verunreinigt den Menschen 15, 11. razödsäsny yshjas tschjukörys, es werden sich die Schafe von der Heerde zerstreuen 26, 31. adzis ötikos aslas tövarischtschjasys, er sah einen von seinen Genossen 18, 28. kody tijanös velödys pyschiny loktan lögys, wer hat Euch gelehrt vor dem kommenden Zorn zu fliehen? 3, 7. Joann pasköm novlys verbljud gönys, Johannes trug ein Kleid von Kameelhaaren 3, 4.

Er steht bei Verbis, welche: sich vor etwas hüten oder fürchten, bedeuten, z. B. vittschise she jözys, hütet euch aber vor dem Volke 10, 17. en polö najays, fürchtet euch nicht vor ihnen 10, 26.

Ferner beim Comparativ: lolyd abuömyj ydshydshyk sjojanys, ist euer Geist nicht mehr als die Speise? 6, 25. ystas menym unshyk daskyk legeonys angeljas, er wird mir mehr als zwölf Legionen Engel schicken 26, 53. Es wird dann zuweilen mit dorys abgewechselt, z. B. mijan tatön abu undshyk vit nänjdorys i kyk tscheriys, wir haben hier nicht mehr als fünf Brode und zwei Fische 14, 17.

Der Ablativ bezeichnet eine Entfernung von einem Orte, einen Ursprung, und steht auch bei Verbis, welche passivische Bedeutung haben, z. B. gölös kymörsänj schuis, eine Stimme sprach aus der Wolke 17, 5. mödys sybörys podön karjassänj, es (das Volk) folgte ihm zu Fusse aus den Städten 14, 13. [58↓] kodjas tschjushysny götyrjassänj, najays es vöv nekod ydshydshyk Joann krestitel dorys, von denen, die von Weibern geboren sind, war Keiner grösser als Johannes der Täufer 11, 11. sjölöm schörsänj vöd byd syörni vomöd petö, denn aus der Fülle des Herzens kommt alle Rede durch den Mund 12, 34. myj petö vomys sjölömsänj petö, was aus dem Munde kommt, kommt vom Herzen 15, 18. med loas gospodsänj schuöm prorokön, damit geschehe, was von dem Herrn durch den Propheten gesagt ist 2, 15. möd nogön tijanly oz lo nekytschöm myntöm aslanyd nebesnöj batjsänj, sonst wird euch keine Vergeltung von eurem himmlischen Vater 6, 1. Iröd adzimyst myj seramö vois tödysjassänj, als Herodes sahe, dass er getäuscht war von den Weisen 2, 16.

Als Zeitbestimmung bedeutet er: von — an, seit, z. B. i burdys syja baba syja she tschassänj, und es genass diese Frau von derselben Stunde an 9, 22. me vistala myj ez kyvlyny mir puksämsänj, ich verkündige, was man nicht gehört hat seit Erschaffung der Welt 13, 35.

Der Illativ bezeichnet ursprünglich eine Richtung in einen Ort: naja she petmyst pyrisny pors tschjukörö, i pyr usködsis bydsön pors tschjukör vadorkuzä moreö i vöisny vaö, als sie aber heraus gegangen waren, fuhren sie in die Schweinheerde, und alsbald stürzte sich die ganze Schweinheerde das Ufer [59↓] entlang ins Meer und kam im Wasser um 8, 32. vois aslas karö, er kam in seine Stadt 9, 1.

Häufig sieht er auch als Zeitbestimmung, z. B. syja lunö unaön schuasny menym, an diesem Tage werden viele zu mir sagen 7, 22. sluga sylön burdys syja she tschasö, sein Knecht genas zu derselben Stunde 8, 13.

Der Instrumentalis drückt ein Werkzeug aus, womit oder wodurch etwas geschieht, z. B. me pyrta tijanös vaön, ich taufe euch mit Wasser 3, 11. kodjas kien i kokön ez vermyny vörzedtschiny, welche sich mit den Händen und Füssen nicht bewegen konnten 4, 24. bydsön menym setöma aslam batjen, Alles ist mir gegeben durch meinen Vater 11, 27. ljubit gospod Jenmös assid bydsön tenad sjölömön, liebe den Herrn deinen Gott mit deinem ganzen Herzen 22, 37. ne tenad li nimön una tschudesajas kerlym, haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder gethan? 7, 22.

Häufig dient er zu Bezeichnung des Prädicats, z. B. Simon, kody schuse Petrön, Simon, welcher Petrus heisst 10, 2. kor David schuö syjes gospodön, kydz she pi syly loas, wenn David ihn Herr nennt, wie wird er sein Sohn seyn 22, 45. sydzi loasny medböräjas &medvodzöjasön, so werden die Letzten die Ersten seyn 20, 16. ti kerinnyd syjes razbojnikjasly olaninön, ihr habt es zu einem Aufenthalt für Mörder gemacht 21, 13. bydön lydjeny Joannös [60↓] prorokön, Alle halten den Johannes für einen Propheten 21, 16.

Dass der Instrumentalis auch dazu dient, Adverbien zu bilden, ist bei der Wortbildung, dass er Distributiva bildet, bei den Zahlwörtern erwähnt worden.

Der Transitiv drückt eine Bewegung durch einen Ort hindurch aus, z. B. ne kod ez lyst vetlyny syja tujed, Niemand getraute sich diesen Weg zu gehen 8, 28. vetlödlannyd moreöd i kosöd, ihr zieht umher über das Meer und über das Land 23, 15.

Der Terminativ drückt das Ziel oder Ende einer Bewegung, einer Handlung oder eines Zustandes aus, z. B. byd röd Avraamsänj Davidödz dasnjolj röd, alle Geschlechter von Abraham bis auf David sind vierzehn Geschlechter 1, 17. jurbitysny syly muödz, sie verneigten sich vor ihm bis auf die Erde 2, 11. kody she terpitas pomödz, syja spasitsäs, wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet 10, 22. kvajtöd she tschassänj pemyd völy byd mukuzä ökmysöd tschasedz, von der sechsten Stunde aber war eine Finsterniss über der ganzen Erde bis zur neunten Stunde 27, 45.

Der Caritiv drückt den Mangel oder das Nichtvorhandenseyn einer Sache aus, z. B. prittschätög ninömtor ez vistavly najaly, ohne Gleichniss sagte er ihnen nichts 13, 34. naja völysny enovtömaösj i razalömaösj, kydzi vidzisjtög yshjas, sie waren verlassen und zerstreut wie Schafe ohne Hirten 9, 36. [61↓]

II. Vom Numerus.

Bei Zahlwörtern steht das Substantivum im Singularis, das Verbum aber im Pluralis, z. B. bostis vit nänj i kyk tscheri, er nahm die fünf Brode und zwei Fische 14, 19. kyvmystön syje, das velödtschisj logasisnys kyk vokvylö, als dies die zehn Jünger hörten, zürnten sie auf die zwei Brüder 20, 24. vidzävmyst neljamyn lun i neljamyn voj, nachdem er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte 4, 2.

Ebenso steht der Pluralis des Verbum und des Pronomen relativum bei Collectivsubstantiven, z. B. mödysny sybörsänj una jöz, es folgte ihm viel Volk nach 8, 1. tzarstvolön she pijan vötlöma loasny ortsö pemydinö, aber die Kinder des Reichs werden hinausgetrieben in die Finsterniss 8, 12. jöz she ölysny najaös, med veskö naja oz gorzyny, das Volk aber bedräuete sie, dass sie nicht schrieen 20, 31. syja em tscheläd kodj, kodjas pukalöny tujdoryn, es ist gleich den Kindern, welche am Wege sitzen 11, 16.

III. Vom Adjectivum.

Das Adjectivum (Participium, Pronomen) wird nicht flectirt, wenn es vor seinem Substantivum steht, z. B. tyrmas bydsäma lunly aslas myrsem, es genügt für jeden Tag seine eigne Sorge 6, 34. pyrö [62↓] dzeskyd ödzesjasöd, gehet ein durch die engen Pforten 7, 13. nekod oz pukty vylj dömas vash paskomö, Niemand setzt einen neuen Lappen auf ein alles Kleid 9, 16. setys najaly vlast pesh lovjasvylö, er gab ihnen Macht über die unreinen Geister 10, 1.

Dagegen wird es flectirt, wenn es substantivisch oder im Prädicat steht, z. B. syja tschoktö aslas schondyly ledzny jugyd omöljasvylö i burjasvylö, er lässt seine Sonne leuchten (wörtlich: Licht lassen) über Böse und Gute 5, 45. tijan she schudaösj sinjas, myj adzeny, selig sind aber eure Augen, dass sie sehen 13, 16. pytschkösjasys tyrösj kulöm lyjasön i bydsäma peshön, in ihrem Innern sind sie voll Todtenknochen und aller Unreinigkeit 23, 27.

IV. Vom Pronomen.

Das Pronomen personale wird als Subject beim Verbum bald gesetzt, bald weggelassen, z. B. kylynnyd ti, myj vistalöma völy vash jözly, ihr habt gehört, dass gesagt war zu dem alten Volke 5, 21. kor she te juklan milöstina, en oschjisj asnad, wenn du aber Almosen giebst, so lobe dich nicht selbst 6, 2. me perja tenad sinmys uv, ich ziehe aus deinem Auge den Splitter 7, 4. mi silym tijanly bördömön i ti en bördö, wir haben euch geklagt, und ihr habt nicht geweint 11, 17. kylynnyd, myj schuöma völy vashjasly, ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt [63↓] war 5, 27. kor kevman, en lo kydzi litzemerjas, wenn du betest, sei nicht wie die Heuchler 6, 5. i seki vistala najaly, und dann sage ich ihnen 7, 23. schuisny syly: velalim gospodi, sie sagten zu ihm: wir haben es verstanden, Herr! 13, 51.

In der Formenlehre ist erwähnt worden, dass die Frag- und Relativpronomina durch Anhängung der Partikel (wenn) in unbestimmte Pronomina verwandelt werden; in eben dieser Bedeutung werden sie auch, ohne , nach kor, wenn, gebraucht, z. B. kor kody oz ledz tijanös, wenn euch Jemand nicht zulässt 10, 14. batjes nekod öz töd pikindzä i kor kodly pi kösäs petködny, den Vater kennt Niemand als der Sohn und wenn es der Sohn Jemand will offenbaren 11, 27. kor kody schuas tijanly myjkö, wenn Jemand etwas zu euch sagt 21, 3.

V. Von den Verbalformen.

Das Praeteritum Imperfectum wird vorzüglich als Tempus historicum gebraucht, z. B. seki voisny velödtschisjas Jisusdynö, schuisny, da kamen die Jünger zu Jesus und sprachen 18, 1. i munys setys Jisus, vois Galilejsköj more dorö, i kais goravylö, puksis settsche, und Jesus ging von dort weg, kam an das Galiläische Meer und stieg auf einen Berg und setzte sich daselbst 15, 29. bara ystys syja muköd slugajasös undshyk vodzädorys, i kerisny najaköd [64↓] sydzj she, abermals schikte er andre Diener, mehr als die ersten, und sie thaten mit ihnen ebenso 21, 36. i ez todny, kytsedz es vo va i ez vöjt bydönös, und sie erkannten es nicht, bis das Wasser kam und Alle vernichtete 24, 39.

Zuweilen steht es jedoch auch in der Bedeutung des Perfectum und selbst des Plusquamperfectum, z. B. no me tijanly vistala, myj Ilija vois nin i es tödny syjes, ich aber sage euch, dass Elias schon gekommen ist, und sie haben ihn nicht erkannt 17, 12, Jen menam! Jen menam! mylä te menö kolin? mein Gott! mein Gott! warum hast du mich verlassen? 27,46. Irod vöd kutys Joannös, körtalys syjes i puksedys tjurmaö, denn Herodes hatte den Johannes ergriffen, ihn gebunden und ins Gefängniss gesetzt 14, 3. i vudshmyst velödsisjas sylön mödlapölö, vunödysny bostny nänjas, und da seine Jünger an das andre Ufer gefahren waren, hatten sie vergessen Brode mitzunehmen 16, 5.

Gewöhnlicher wird aber in solchen Fällen das Präteritum Perfectum gebraucht, z. B. me vajly syjes tenad velödtschisjasdynö, ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht 17, 16. i te Kapernaum, kody leptyslyn nebesadinödz, ledsän adödz, und du Kapernaum, die du dich bis zum Himmel erhoben hast, steigst zur Hölle nieder 11, 23. velalynnydö ti bydsön taje, habt ihr dies Alles verstanden? 13, 51. i so kodsjuv, kodös adzilysny naja asyvvylyn, muny navodzin, und siehe, der Stern, den sie im Morgen-[65↓]lande gesehen hatten, ging vor ihnen her 2, 9. kody mekod puktylys sovdoze kyrymsö, syja menö vuzalas, wer mit mir die Hand in das Salzfass gethan hat, der wird mich verrathen 26, 23.

Zuweilen steht auch das Perfectum in der Bedeutung des Imperfectum, z. B. bydsön syje vistavlys Jisus jözly pritschäjasön, alles dieses sagte Jesus dem Volke in Gleichnissen 13, 34. Joann she ez ledzly syjes, Johannes aber lies ihn nicht 3, 14.

Zuweilen wechseln beide Tempora mit einander ab, z. B. i vetlys Jisus bydsön Galilejagögör, velödys najaös tschjukörttschemjasinyn i vistavlys evangelie tzarslvojilys, und Jesus ging umher in ganz Galiläa, lehrte sie in ihren Versammlungen und verkündigte das Evangelium von dem Reiche 4, 23. tödyn te, myj me vunda, kytse eg ködzly, i tschjukörta, kytse eg razöd, du hast gewusst, dass ich ärndte, wo ich nicht gesäet habe, und sammele, wo ich nicht ausstreute 25, 26.

Ueberhaupt wird die richtige Aufeinanderfolge der Zeiten nicht immer streng beobachtet, z. B. seki voisny sydynö velödsisjas Joanlön i schuöny, da kamen zu ihm die Jünger des Johannes und sagen 9, 14. Jisus pyr njushödys kyrym, kutys syjes i schuö syly, alsbald streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und spricht zu ihm 14, 31.

Da die Syrjänische Sprache keinen Conjunctiv hat, so steht dafür der Indicativ, gewöhnlich mit der Par-[66↓]tikel veskö, z. B. kody ylödas ötikös taja itschetjasys, kodjas verujtöny menym, syly burshyk loö veskö, kor öschödasny syly izki syja silyvylö i schybitasny syjes moreö dshudshydinö, wer einen dieser Kleinen ärgert, welche an mich glauben, dem wäre es besser, wenn sie ihm einen Stein an seinen Hals hingen und würfen ihn in das Meer in die Tiefe 18, 6. kevmysisny, med veskö syja munas naja olanynjasys, sie baten, dass er aus ihren Orten gehen möchte 8, 34. kor veskö Tiryn i Sidonyn völyny setschöm tschjudesajas, kutschöm petködlöma tijanyn, seki veskö vashön nin naja si paskömön i pöjmön pökanttschisny&, wenn in Tyrus und Sidon solche Wunder geschehen wären, wie bei euch vollbracht worden sind, da würden sie längst schon mit härenen Kleidern und Asche Busse gethan haben 11, 21. ezkö veskö dshenjavmyny syja lunjas, ez veskö spasitsi nekutschöm mort, wenn diese Tage nicht abgekürzt würden, würde kein Mensch gerettet 24, 22. pozis veskö vuzavny taje miro ydshyd donvylö, man könnte diese Salbe um einen hohen Preiss verkaufen 26, 9. vomyst me veskö, bosty assim sodtödön, Wenn ich gekommen, würde ich das Meinige mit Wucher empfangen haben 25, 27.

Für den Conjunctiv steht auch zuweilen der Infinitiv, besonders in Fragsätzen, wo: em, kolö oder dergleichen zu suppliren ist, daher auch das Subject gewöhnlich im Dativ steht, z. B. en töshdö aslanyd lo-[67↓]lön, myj tijanly sjojny i myj juny, i myjen asnytö pastödny, sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken und womit ihr euch kleiden sollt 6, 25. mort pilön abu, kytse i jursö kopyrtny, des Menschen Sohn hat nicht, wo er auch sein Haupt niederlege 8, 20. teö syja loktysj, ili vittschisny mijanly mödös? bist du der Kommende, oder sollen wir einen andern erwarten? 11, 3. kytys mijanly bostny pustynäyn symyda nänjas, woher sollen wir in der Wüste soviel Brode nehmen? 15, 33. sövetujttschisny kydzi veskö bostny pörjalömön Jisusös, i viny, sie beriethen sich, wie sie Jesus mit List fingen und tödteten 26, 4.

Ebenso steht der Infinitiv statt des Conjunctiv häufig nach med veskö damit, z. B. med vesko mijanly najaös ne ylödny, mun more dorö, damit wir sie nicht ärgern, geh an das Meer 17, 27. sluga, kodös suvtödas gospodin sylön aslas slugajas vylyn, med veskö setavny najaly sjöansö& pöradyri, der Knecht, welchen sein Herr über seine Knechte gesetzt hat, damit er ihnen zur Zeit ihre Speise gebe 24, 45.

Das Participium activum wird, wie bei der Wortbildung erwähnt worden, oft als Verbalsubstantiv gebraucht; doch kommt es auch in seiner eigentlichen Participialbedeutung vor, z. B. Jerusalimö, Jerusalimö, prorokjasös vijisj, i izjasön schyblalysj teordö ystömajasös, Jerusalem, Jerusalem, die du die Propheten tödtest und mit Steinen wirfst, die zu dir ge-[68↓]schickt sind 23, 37. so matystys vuzalysj menö, seht es naht sich, der mich verräth 26, 46.

Eben dasselbe gilt von dem Participium passivum auf öm, z. B. shugalöm bed oz tscheg i özem schabdy oz kusöd, das zerstossene Rohr zerbricht er nicht und das glimmende Docht löscht er nicht aus 12, 20. vois vöd pi mortlön korsny i vidzny voschömos, denn des Menschen Sohn ist gekommen zu suchen und zu retten das Verlorene 18, 11. vomyst medalömjas dasotiköd tschasö bostysny penäzön, als die um die eilfte Stunde Gemietheten kamen, empfingen sie je einen Groschen 20, 9.

Das Participium auf öm mit nachfolgendem böryn bedeutet: nachdem, z. B. i munöm böryn Jisus setys, adzis pukalysj mortös, und nachdem Jesus von dannen gegangen war, sah er einen Menschen sitzen 9, 9. naja she petöm boryn vaisny sydynö besnövatoj mortös nemöjös, als aber diese hinausgegangen waren, brachten sie zu ihm einen besessenen Menschen, einen Stummen 9, 32. voöm böryn adzäs, myj syja tyrtöm, tschyschköma i vesalöma, nachdem er gekommen ist, sieht er dass es leer, geschmückt und gefegt ist 12, 44.

Das Participium auf öm im Instrumentalis drückt eine gleichzeitige Handlung aus und kann durch: indem übersetzt werden, z. B. med on petködsi mortjasly vidzälömön, damit du dich nicht den Menschen zeigest, indem du fastest 6, 18. mortjas she divujt-[69↓]tschemön schuisny, die Menschen aber sagten verwundert (indem sie sich wunderten) 8, 27. adzisny syjes velödsisjas morevyvty loktömön, es sahen ihn die Jünger über das Meer gehen (indem er ging) 14, 26. usködsis syly kokvylas i kevmysemön schuis, er warf sich ihm vor die Füsse und sagte bittend (indem er bat) 18, 29.

Das Participium auf öma steht nur im Prädicat und dient mit dem Verbum em (negativ abu), das Passivum auszudrücken, z. B. gölös Ramayn kylöma völy, eine Stimme wurde in Rama gehört 2, 18. burdshyk tenyd, med voschas ötik tor tenad, a ne atschid bydsön schybitöma loan kustöm biö, es ist dir besser, dass eins deiner Glieder verdirbt, und dass du nicht selbst ganz geworfen wirst in das unauslöschliche Feuer 5, 29. nekor sydzi abuna adzilöma Israilyn, niemals ist noch so etwas in Israel gesehen worden 9, 33. nemtor abu dzeböma myj oz jugdy, nichts ist verborgen, das nicht offenbar wird 10, 26. en suditö, med on loö syditömaösj, richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet 7,1.

Das Gerundium auf yg, ygön drückt eine gleichzeitige Handlung aus und kann durch: während, indem, wenn, oder durch das Relativum umschrieben werden. Die Form yg bezieht sich gewöhnlich auf das Object, ygön auf das Subject des Hauptsatzes, z. B. petmystön kojmöd tschasö, adzis muködjasös sulalyg bazar vylyti udshavtög, als er um die dritte [70↓] Stunde ausging, sah er Andre auf dem Markte müssig stehn 20, 3. vois velödtschisjasdynö i adzis najaös uzig, er kam zu seinen Jüngern und sah sie schlafen 26, 40. oz vermy kar dzebsiny göravylyn sulalygön, es kann eine Stadt nicht verborgen seyn, welche (wenn sie) auf einem Berge liegt 5, 14. pyrigön she kerkaö okalö syjes, wenn ihr in ein Haus eintretet, so grüsst es 10, 12. petygön syja kerkays libö syja karys, pyrködö jög aslanyd kokjasys, indem ihr aus diesem Hause oder aus dieser Stadt geht, schüttelt den Staub von euern Füssen 10, 14.

Bei dem Gerundium auf yg steht zuweilen noch tyri während, indem, z. B. matystys sydynö mort jurbitygtyri, es nahte sich ihm ein Mensch, indem er vor ihm niederfiel 17, 14. kyvmystön she mort taje kyvjas muny schögsigtyri als aber der Mann diese Worte hörte, ging er trauernd (indem er trauerte) weg 10, 22.

Zuweilen nimmt es ein Pronominalsuffix an, z. B. a te vidzälygad mavt assid jur, aber du, während du fastest (bei deinem Fasten), salbe dein Haupt 6, 17.

Das Gerundium auf ygön steht zuweilen mit einem absoluten Dativ (oder Genitiv), z. B. olygön she najaly Galilejayn, schuis najaly Jisus, als sie aber in Galiläa verweilten, sprach zu ihnen Jesus 17, 22. pukalygön she syly sudejsköj mestayn, ystys sydynö götyrys sylön, während er aber auf dem Richterstuhl sass, schickte seine Frau zu ihm 27, 19. gusälysny [71↓] syjes mijan uzigön, sie haben ihn gestohlen, während wir schliefen 28, 13.

Das Gerundium auf an steht meistens als Genitiv des Infinitivs, z. B. Tirly i Sidonly koknidshyk loö syditan& lunö, nesheli tijanly, Tyrus und Sidon wird es leichter werden am Tage des Richtens, als euch 11, 22. vundan dyri me vistala vundysjasly, während des Aerndtens spreche ich zu den Schnittern 13, 30. vomyst aslas tschushan muö, als er in sein Geburtsland (in das Land seines Geborenwerdens) gekommen war 13, 54. kody tijanös velödys pyschiny loktan lögys, wer hat euch gelehrt vor dem kommenden Zorne (vor dem Zorne der Zukunft) zu fliehen ? 3, 7.

Das Gerundium auf tödz ist der Terminativ des Infinitivs, z. B. schog em menam lovly kuvtödz, Trauer ist meiner Seele bis zum Sterben 26, 38. vodzdshyk naja ötlayn ovtödzna, ehe denn sie noch beisammen wohnen 1, 18. enovtö kyknansö tschötsch bydmyny vundytödz, lasst beide zusammen wachsen bis zur Aerndte 13, 30.

Das Gerundium auf myst, mystön, zeigt eine vorhergehende Handlung an, und steht gewöhnlich in Beziehung auf das Subject des Hauptsatzes, z. B. taje kyvmyst Irod tzar, povzis, als dies der König Herodes erfuhr, erschrak er 2, 3. seki Irod gusen kormyst tödysjasös juavlys najalys, nachdem hierauf Herodes heimlich die Weisen berufen hatte, fragte er sie 2, 7. naja kyvzymyst tzarös, munyny, als sie den [72↓] König gehört halten, gingen sie 2, 9. assid ödzes pödlavmyst, kevmy aslad batjly, wenn du deine Thür verschlossen hast, bitte zu deinem Vater 6, 6. Joann she kyvmystön tjurmayn Christos kerömjasjilys, als aber Johannes im Gefängniss von den Thaten Christi hörte 11,2. i vudshmystön voisny Gennisaretsköj muö, und nachdem sie hinüber gefahren waren, kamen sie in das Land Gennesareth 14, 34. ledzmystön jözös Jisus pyris pyshö, und als Jesus das Volk entlassen hatte, ging er in das Schiff 15, 39.

Auch das Gerundium auf myst steht zuweilen mit einem absoluten Dativ, z. B. syje she syly dumajtmyst, so gospodlön Angel vötön petködsis syly, als er aber dieses dachte, siehe da erschien ihm der Engel des Herrn im Traum 1, 20. tschjukörttschimyst she najaly, schuis najaly Pilat, als sie aber versammelt waren, sprach zu ihnen Pilatus 27, 17.

VI. Von den Hülfszeitwörtern.

Der Gebrauch des Verbum em, es ist, mit dem Dativ, um: haben auszudrücken, ist bei der Lehre von den Casus, ebenso die Verbindung desselben mit dem Participium pass. um das Passivum zu bilden, bei den Verbalformen erwähnt worden; hier ist nur noch zu bemerken, dass dieses Verbum in dieser und anderen Bedeutungen öfters ausgelassen wird und supplirt werden muss, z. B, tekö Jenlön pi, usköttschi ulö, gi-[73↓]shöd vylyn vöd schuöma, wenn du Gottes Sohn (bist), so stürze dich herunter, denn in der Schrift (ist) gesagt 4, 6. med loas, myj vistalöma Isaija prorokön, damit geschehe, was durch den Propheten Jesaias verkündigt (ist) 8, 17. kydzi vermannyd ti burös sjornitny, kor omöljösj, wie könnt ihr Gutes reden, wenn ihr böse (seid)? 12, 34.

Das Verbum pondyny, anfangen, wird als Hülfsverbum gebraucht, um das Futurum auszudrücken, z. B. i sy nimvylö pondasny nadejtsiny jözjas, und auf seinen Namen werden die Völker hoffen 12, 21. ti muködös viännyd i raspinajtannyd, a muködjasös pondannyd nöjtny, ihr werdet den Einen tödten und kreuzigen, Andere aber werdet ihr geisseln 23, 34.

Das Impersonale kolö steht mit dem Dativ und bedeutet: geziemen, müssen, bedürfen, wollen, z. B. sydzi vöd kolö mijanly tyrtny bydsäma veskyd, denn so ziemt uns alle Gerechtigkeit zu erfüllen 3, 15. syja em Ilija, kodly kolö vony, dieser ist Elias, welcher kommen soll 11, 14. kolö taja bydsönly lony, es muss dieses Alles geschehen 24, 6. kor kody schuas tijanly myjkö, vistalö vodtschä, myj naja kolöny gospodly, wenn euch Jemand etwas sagt, so antwortet, dass der Herr ihrer bedarf 21, 3. kolöö tenyd, mi munam netschkalam syjajasös, willst du, dass wir gehen und sie ausraufen? 13, 28. myj tenyd kolö, was willst du? 20, 21. [74↓]

VII. Von der Wortstellung.

Da im Syrjänischen durch die mannichfachen Formen das Verhältniss der einzelnen Satztheile genügend bezeichnet ist, so ist eine Bestimmung derselben durch feslgeregelte Wortstellung nicht nöthig, und es besitzt daher die Sprache in dieser Beziehung eine Freiheit, welche nicht nur dazu dient, die Einförmigkeit zu verhindern, sondern auch einzelne Worte geeignet hervorzuheben. Dies ist jedoch hier nicht weiter zu erörtern, sondern es wird genügen zu zeigen, in welchen Beziehungen besonders sich jene Freiheit kund gibt.

Das Subject kann ebensowohl nach als vor dem Verbum stehen, z. B. schuis syly Jisus, oder Jisus schuis syly oder Jisus syly schuis, Jesus sprach zu ihm; kylynnyd ti ihr habt gehört 5, 21. Und bara ti kylynnyd wieder habt ihr gehört 5, 33. a me schua tijanly 5, 28. und schua she me tijanly ich aber sage euch 6, 29, i kor Jisus pukalys syordyn pyzansain, und als Jesus bei ihm zu Tische sass 9, 10. i kor vois Jisus knäzordo, und als Jesus zu dem Obersten kam 9, 23.

Ebenso kann auch das Object vor dem Verbum stehn, z. B. jözös adzimyst she kais göravylö, als er aber das Volk sah, stieg er auf einen Berg 5, 1. viis syje viisjasös i kar najalys sotys, er tödtete diese Mörder und ihre Stadt verbrannte er 22, 7.

Der Genitiv steht bald vor, bald nach seinem [75↓] regierenden Substantiv, z. B. pi mortlön oder mortlön pi, des Menschen Sohn; rödvistalöm Jisus Christoslön David pilön, Geschlechtsregister Jesu Christi, des Sohnes David 1, 1. Jisus pi Davidlön, Jesus, Sohn Davids 9, 27. gospodlön angel 1, 20. und angel gospodlön, der Engel des Herrn 2, 13. ti emös sov mulön, ihr seyd das Salz der Erde 5, 13. Jenlön pi Gottes Sohn 4, 3. pijanjas Jenlön Kinder Gottes 5, 9. med voas tijanvylö byd pravedniklön pir&, es komme über euch aller Gerechten Blut 23, 35.

So auch der Genitiv des Pronomen: mijan batj oder batj mijan unser Vater, tenad vok dein Bruder, nim tenad dein Name; me og tuj tenyd pyrny menam vevt ulö, a sömyn schu kyv, i burdas sluga menam, ich bin nicht werth, dass du unter mein Dach eintrittst, aber sprich nur ein Wort und mein Knecht wird gesund 8,8.

Das Adjectiv steht stets vor seinem Substantiv z. B. sydzj bydsäma bur pu vaje bur votös, a omölj pu vaje omölj votös, so trägt jeder gute Baum eine gute Frucht, aber ein schlechter Baum trägt eine schlechte Frucht 7, 17. kor pesh lov petö mortpytschkys, wenn ein unreiner Geist aus einem Menschen geht 12, 43. katödys najaös dshudshyd göravylö ötnanysö, er führte sie auf einen hohen Berg allein 17, 1.